Deutsche Basketballerin in den USA: Schwester als Gegnerin

Basketballerin Nyara Sabally folgt ihrer Schwester in die US-Frauen-Profiliga WNBA. New York Liberty wählt die Deutsche beim Draft als Fünfte aus.

Nyara Sabally versucht einen Wurf der gegnerischen Basketballerin zu blocken

Angekommen in der Elite: Nyara Sabally (r.) spielt demnächst in der WNBA Foto: John Locher/ap

Mit der Familienzusammenführung wurde es dann leider doch nichts. Das wäre eine Geschichte gewesen, die die Marketingabteilung der WNBA sicherlich gern groß aufgeblasen hätte. Aber Nyara Sabally wird künftig in New York Basketball spielen, nicht in Dallas wie ihre große Schwester Satou. Die jüngere der beiden deutschen Nationalspielerinnen wurde beim alljährlichen Draft der WNBA als fünfte Nachwuchsspielerin ihres Jahrgangs von New York Liberty ausgewählt – nicht ganz so hoch wie ihre Schwester, die an zweiter Stelle gedraftet wurde und seit 2020 für die Dallas Wings im weiblichen Ableger der NBA spielt.

Eine große Überraschung war das nicht. Nur Sekunden nachdem auf der Bühne in New York ihr Name aufgerufen wurde und sie das Trikot ihres neuen Arbeitgebers in die Kamera gehalten hatte, gab Nyara Sabally – im schwarzen Abendkleid und breit grinsend – ein abgeklärtes Interview: „Das war mein Traum, seit ich zusammen mit Satou auf dem Platz stand“, sagte die 22-Jährige mit Blick auf die University of Oregon, für deren Team beide Schwestern zwei Jahre lang zusammen College-Basketball gespielt hatten.

„Jetzt gegen sie anzutreten, wird auch viel Spaß machen. Ich kann es kaum erwarten.“ Die Moderatorin hielt ein Tablet hoch, auf dem die Familie Sabally per Zoom zugeschaltet war. Schwester Satou gratulierte aus Australien, und Nyara war angekommen in der WNBA-Show.

Ob sie sich wie ihre Schwester wird durchsetzen können, ist unter den Ex­per­t*in­nen umstritten. „Eine physische Spielerin, die in der Offensive unglaublich vielseitig ist“, so charakterisiert sie Charlie Creme. Der Fachmann des Sportsenders ESPN schreibt aber auch: „Saballys größte Herausforderung wird es sein, eine ganze Saison gesund zu bleiben.“ Mehrere Knieverletzungen, darunter Kreuzbandrisse, sind verantwortlich dafür, dass Sabally nur zwei ihrer vier Collegejahre wirklich zum Einsatz kam.

Großes Potenzial

Das große Talent der gebürtigen Berlinerin aber steht außer Frage. 2018 führte sie das deutsche U18-Team zu seinem ersten Europameister-Titel und wurde zur MVP, zur wertvollsten Spielerin des Turniers gewählt. Es gibt Fachleute, die glauben, Sabally hätte das größte Potential aller Talente der diesjährigen Draft-Klasse.

Sie selbst glaubt, die vielen Verletzungen haben sie eher noch besser gemacht: „Ich denke, dass mich die Rückschläge gestärkt haben“, sagte sei in einem Interview vor dem Draft. „Es hat mir gezeigt, dass ich mich durch bestimmte Sachen durchkämpfen kann.“

Beinahe hätten die Schwestern tatsächlich in derselben Mannschaft spielen können. Aber die Wings, der Klub von Satou, hatte nur den siebten Pick. In New York wartet jedoch eine alte Bekannte: Mit Sabrina Ionescu, Aufbauspielerin und Star der Liberty, haben beide Sabally-Schwestern schon bei den Oregon Ducks gespielt, Ionescu war vor zwei Jahren an Nummer eins vor Satou gedraftet worden.

Team der Talente

Sportlich stehen Nyara und Satou Sabally vor nahezu derselben Herausforderung: Sowohl Dallas als auch New York besitzen noch recht unerfahrene Teams, die sich zuletzt zwar für die Play-offs qualifizieren konnten, aber dort in der ersten K.o.-Runde schon ausschieden.

Die Saballys gehören nun beide zu talentierten Kadern, die demnächst mehr erreichen sollten. „Das ist ein junges Team. Ich hoffe, ich kann meine Vielseitigkeit, meine Energie mitbringen und alles, was das Team noch braucht“, sagte Sabally.

In ihrer begrenzten Zeit im College hat Sabally jedenfalls schon überzeugt. Sie ist eine mindestens ebenso gute Verteidigerin wie Punktesammlerin. Sie ist so kräftig, dass sie sich unterm Korb Platz verschaffen kann, hat aber auch einen verlässlichen Wurf aus der Distanz – unbedingte Voraussetzung im modernen Basketball, wo die Zeiten der Wühler unter dem Korb vorbei sind.

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