Geflüchtete aus der Ukraine in Berlin: Chaotische Ankunft

Die Verteilung der Menschen aus der Ukraine ist chaotisch. Die Flüchtlingshelfer in Berlin werden von der Politik alleine gelassen.

Eine Helferin mit Warnweste erklärt einer Frau etwas

Freiwillige versuchen in das Chaos etwas Struktur zu bringen am Berliner Hauptbahnhof Foto: Stefan Zeitz/imago

Die chaotische Organisation in Berlin hat in den letzten Wochen viele der aus der Ukraine hier Ankommenden schockiert. Dabei sind deren Bedürfnisse recht übersichtlich, wie man als freiwilliger Helfer an den Bahnhöfen lernen konnte: Sie brauchen einen Schlafplatz, Essen, eine SIM-Karte, vor allem aber Sicherheit und eine Perspektive für den Fall, dass der Krieg ihnen die gewünschte Rückkehr längerfristig unmöglich machen sollte.

Die Politik sagt ihnen, dass sie sich keine Sorgen machen müssen. Die Helfer haben keine andere Wahl, als ihr zu glauben und dieses Versprechen weiterzugeben. Die Geflüchteten werden bei Familien oder in wegen der Pandemie halbleeren Hotels untergebracht. Man vertraut darauf, dass es sich um eine Übergangslösung handelt, dass nach ein, zwei Wochen klar sein wird, wie es weitergehen soll.

Jeden Tag gibt es neue, widersprüchliche Informationen. Erst heißt es, man müsse sich unbedingt offiziell registrieren. Dann ist die Registrierung plötzlich nicht mehr so wichtig. Und schließlich wird sie gänzlich unmöglich, weil erst ein Onlinetool zur Terminvergabe entwickelt werden muss. Nach Tagen steht das Tool zur Verfügung – nur auf Deutsch. Dann wird klar, dass man Sozialhilfe auch ohne Registrierung bekommen kann – aber wo genau, weiß keiner. Einige Sozialämter weisen Geflüchtete ab, obwohl sie zuständig sind.

Die Mitarbeiter dort wissen selbst nicht, was genau zu tun ist. Die Geflüchteten verbringen ihre ersten Wochen „in Sicherheit“ damit, stundenlang ergebnislos vor Ämtern zu warten. Inzwischen ist die Registrierung vollständig abgebrochen. Wieder wird alles anders gemacht, während die Helfer sich per Hörensagen zusammenreimen müssen, wie es weitergehen soll. Die Webseiten des Senats sind unbrauchbar. Nur eine Botschaft an die Geflüchteten scheint klar: Verlasst Berlin, hier ist es voll. Wohin? Das kann ihnen keiner sagen.

Man setzt sie in Busse irgendwohin, mit unklaren Aussichten. Täglich kommen Tausende Menschen in Berlin an. Die letzten Wochen lassen für ihre Zukunft hier leider nichts Gutes erwarten.

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Jakob Wunderwald engagiert sich an Bahnhöfen in Berlin für die Geflüchteten. Er hat Slawistik in Berlin, Minsk und Tomsk studiert und arbeitet als freier Über­setzer.

Wir alle wollen angesichts dessen, was mit der Ukraine derzeit geschieht, nicht tatenlos zusehen. Doch wie soll mensch von Deutschland aus helfen? Unsere Ukraine-Soli-Liste bietet Ihnen einige Ansätze fürs eigene Aktivwerden.

▶ Die Liste finden Sie unter taz.de/ukrainesoli

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