: Das sind die Superreichen der Ukraine
Die Oligarchen sind rechtzeitig in das Lager der ukrainischen Verteidiger eingeschwenkt
Im Mai 2021 veröffentlichte Forbes Ukraine die Namen der reichsten 100 Ukrainer. Angeführt wird die Liste von Rinat Achmetow. Danach folgen sieben Milliardäre und ein Milliardärsehepaar. Quell des Reichtums ist an erster Stelle die Metallverarbeitung. Es folgen der Energiesektor und die Branchen Immobilien und Einzelhandel. Der IT-Bereich steht an sechster Stelle. Inzwischen dürften die Vermögen wegen des Krieges deutlich gelitten haben. Die meisten Unternehmer sind in Deutschland einem größeren Kreis unbekannt. Drei der Bekanntesten stellen wir vor:
Wiktor Pintschuk folgt Achmetow auf Platz zwei mit 2,5 Milliarden Dollar. Der 61-Jährige beginnt 1990 im Stahlsektor, verdankt seinen Aufstieg zum Oligarchen aber vor allem seinem Schwiegervater Leonid Kutschma, von 1994 bis 2005 Präsident der Ukraine, dessen Amtszeit von Cliquenwirtschaft und politischen Skandalen gekennzeichnet war. Pintschuk und Achmetow kaufen 2004 aus der Hand des Staates für 800 Millionen US-Dollar den Giganten Kriworisch-Stahl. Nach dem Wechsel im Präsidialamt in Kiew werden die beiden gezwungen, den Deal rückabzuwickeln. Der Neuverkauf an die indische Mittal-Gruppe spült 4,8 Milliarden Dollar in die Kasse. Pintschuk hat mit dem Kiewer PinchukArtCenter 2006 das erste Museum für zeitgenössische Kunst in der Ukraine gegründet. Im Wall Street Journal wirbt er im Westen eindringlich um Waffen für die ukrainische Armee.
Petro Poroschenko (geboren 1965), mit 1,6 Milliarden Dollar Vermögen, ist der bekannteste Oligarch, war der „Schokoladenkönig“ doch von 2014 bis 2019 ukrainischer Präsident. Schon zuvor hatte er politische Ämter inne, war Außenminister, Wirtschaftsminister und Vorsitzender des Nationalen Sicherheitsrates. Poroschenko strebte 2019 eine zweite Amtszeit an, unterlag aber Wolodymyr Selenskyj deutlich. Poroschenkos Reichtum gründet sich auf Süßwaren aus seinen Roshen-Fabriken in mehr als 30 Ländern. Mit seinem Schokoladenimperium bildet Poroschenko unter den vielen „Metallurgen“ eine Ausnahme. Seit Beginn des Krieges zeigt sich Poroschenko, der wegen eines Hochverratsverfahrens die Auflage hat, in der Ukraine zu bleiben, in Militärkleidung und sichert Wolodymyr Selenskyj seine feste Unterstützung zu.
Ihor Kolomojskyj, geboren 1963, ist 1,8 Milliarden Dollar schwer. Er gründete 1992 die Privatbank, inzwischen die mit Abstand größte ukrainische Bank, allerdings seit 2016 verstaatlicht. Kolomojskyj hat neben der Bank ein Konglomerat geschaffen mit Beteiligungen an Fluggesellschaften, im Maschinenbau, in der Lebensmittel-, Chemie-, Öl- und Stahlindustrie und im Mediensektor, unter anderem mit dem TV-Kanal 1+1, durch dessen Programme Wolodymyr Selenskyj große Popularität als Komiker erlangte. Kolomojskyj unterstützte 2019 Selenskyjs Kandidatur und gilt als sein Förderer. Kolomojskyj, dem immer wieder rabiate Geschäftsmethoden nachgesagt werden, war von 2014 bis 2015 auch Gouverneur des Gebietes Dnipropetrowsk (heute Dnipro) und finanziert seit seiner Gründung das Freiwilligenbataillon „Dnipro“. Nach Auskunft des Kommandeurs soll sich Kolomojskyj in seiner Heimatstadt Dnipro aufhalten, wo er sich auch lange schon als Förderer seiner jüdischen Heimatgemeinde hervorgetan hat. Thomas Gerlach
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen