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Archiv-Artikel

DIE LKW-MAUT IST GUT, JETZT MUSS EINE PKW-MAUT HER Hoffen auf die Verkehrswende

Sommerzeit, Reisezeit, Stauzeit. Autofahrer regen sich über Lastwagen auf, die auf der rechten Spur den Verkehr lahmlegen. Und Autofahrer und Lkw-Fahrer gemeinsam ärgern sich über „die Politik“, die das chronische Verkehrsproblem auf deutschen Autobahnen nicht in den Griff bekommt. Zu Recht. Denn der Verkehr auf der Straße wächst weiter. Von einer rot-grünen „Verkehrswende“ ist nichts zu merken.

Allerdings liegt die Lösung des Problems nicht im Ausbau der Autobahnen, wie ihn beispielsweise die Autolobby in Form des ADAC fordert oder auch der Verband der Spediteure. Denn eine Verkehrswende kann nur bedeuten: weniger Verkehr auf der Straße, mehr Bahnverkehr. Die Bundesregierung hat mit der Einführung der Lkw-Maut schon einen Schritt in die richtige Richtung gewagt.

Als nächster Schritt müsste jetzt aber die Maut auch für Pkws eingeführt werden, und zwar ebenso streckenbezogen wie bei den Lastwagen und für Autobahnen und Bundesstraßen gleichermaßen. Im Gegenzug könnte die Kfz-Steuer gesenkt werden. Das hätte den Vorteil, dass Autofahrer vor jeder Reise erneut ausrechnen könnten, ob die Fahrt mit der Bahn nicht doch billiger ist. Die Kfz-Steuer hat diese Lenkungswirkung nicht. Im Gegenteil: Wer ohnehin gezwungen wird, „so viel Geld“ für sein Auto auszugeben, fährt am besten möglichst viel, damit es sich lohnt. Dabei wäre eine Pkw-Maut auch aus Kostengründen gerechter: Wer Straßen viel (ab)nutzt, bezahlt auch viel.

Ein Teil der Schuld am hohen Verkehrsaufkommen auf den Straßen liegt aber auch bei der Bahn. Sie gilt als teuer, kompliziert und unzuverlässig. Oft zu Unrecht – doch wird sie das Image nicht los. Anstatt zu vermitteln, dass gerade weite Strecken billiger sind als die Fahrt mit dem Auto, dass Bahnfahren meist schneller und stressfreier ist, quält sie ihre Kunden mit langen Schlangen und Tarif-Wirrwarr. Die echten Schnäppchen ergattern meist nur die geübten unter den Bahnfahrern. Autofahrer aber, die an spontanes und unkompliziertes Reisen gewöhnt sind, können so nicht für die Bahn gewonnen werden. KATHARINA KOUFEN