Der lange Weg nach Tesla City

Am Tag der Eröffnung führen viele Wege nicht oder nur sehr langsam nach Grünheide: Züge fallen aus, die Autobahn wird besetzt. Und reden mit der Presse dürfen Tes­la­-Mi­t­ar­bei­te­r*in­nen auch nicht

Von Julian Csép

Ein ganz neu in Brandenburg tätiger E-Auto-Hersteller wirbt mit folgendem Spruch: „Tesla steht für eine Mission: Die Beschleunigung des Übergangs zu nachhaltiger Energie.“ Doch am Dienstag, dem Tag des offiziellen Produktionsstarts der Tesla-Fabrik in Grünheide, ist die Fahrt dorthin eher eine Übung in Entschleunigung. Zwar erwarten sechs extra gemietete Shuttlebusse die Ankommenden am Bahnhof Fangschleuse, nur wenige Kilometer von der Fabrik entfernt. Doch sie bleiben kurz darauf allesamt im Stau stecken.

Der Grund, laut Busfahrer: De­mons­tran­t*in­nen seilen sich auf der A10 von einer Brücke ab und blockieren die Autobahnausfahrt Freienbrink. Man versuche eine alternative Route zu fahren, sei aber aufgrund der dadurch verursachten Staus nur wenig optimistisch. Später endet die Fahrt in Erkner – und damit deutlich weiter von der Fabrik entfernt als zuvor. Tipp des Busfahrers: einfach wieder in den Regionalzug steigen, bis Fangschleuse fahren und dann laufen.

Als der Fahrer das ankündigt, geht ein Raunen durch den mit Be­su­che­r*in­nen und Mit­ar­bei­te­r*in­nen gefüllten Bus. Einen älteren Herrn scheint der Stau trotz allem nur wenig zu stören. Seine Tochter ist in der neuen Fabrik angestellt, und da je­de*r Mit­ar­bei­te­r*in eine Person zur Eröffnung einladen dürfe, sei er ausgewählt worden Er mache sich zwar auch Sorgen über das schwindende Grundwasser in Brandenburg, hoffe aber, dass Elon Musk einen Weg findet, gegen dieses Problem vorzugehen.

Nicht alle Mitfahrenden nehmen den Stau so entspannt. Zwei schick gekleidete Frauen beschweren sich, wie sinnlos es sei, eine Autobahn zu blockieren, weil die Autos somit ja mehr Sprit verbrauchen. Sie sind in der Fabrik angestellt, dürfen aber nicht verraten, was genau ihre Tätigkeit ist. Auch ein Mann in Arbeitskleidung erzählt, dass ihm untersagt sei, mit Journalisten über seine Arbeit bei Tesla zu reden.

Brandenburgs Ministerpräsident hatte weniger Probleme, zur Eröffnung zu kommen. „Wir haben Tesla vor manche schwere Aufgabe gestellt, und Tesla hat auch uns vor manche schwere Aufgabe gestellt, aber am Ende haben wir es gemeinsam gerockt“, sagte Dietmar Woidke bei der Eröffnungsfeier. Nun freue er sich auf eine lange gemeinsame Zeit mit Tesla.