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Männer, nah am Wasser

Ein Filmfestival nur übers Fliegenfischen? Ja, und das sogar schon zum zehnten Mal

„Rise Fly Fishing Film Festival“ in Norddeutschland: Mi, 9. 3., Lübeck, Kommunales Kino; Do, 10. 3., Kiel, Kino in der Pumpe; Fr, 11. 3., Hamburg, Passage; Sa, 12. 3., Hannover, Apollo.

Im Netz: www.flyfishingfilmfestival.de

Von Wilfried Hippen

Zwei Männer stehen am Ufer und werfen ihre Angelschnüre aus. Sie unterhalten sich darüber, welche Köder sie verwenden und wo die Fische stehen. Im Subtext aber gehen ihre Gespräche viel tiefer, für beide ist es ein friedlicher und freundschaftlicher Moment. Ja, beim Angeln, scheint es, findet der Mann zu sich selbst.

Nicht nur stiftet der Wettstreit zwischen Männern in Watthosen und Wassergetier allerlei insbesondere angelssächsischen Reality-Fernseh-Inhalt. Auch im dortigen Erzählkino ist das Angelmotiv beliebt und lässt sich sogar in Hollywoodproduktionen entdecken. Ganze Drehbücher wurden schon darum herum gebastelt, etwa bei „Aus der Mitte entspringt ein Fluß“ und „Lachsfischen im Jemen“. Dass aber dem Fliegenfischen gleich ein ganzes, international erfolgreiches Filmfestival gewidmet ist – das kann dann doch überraschen.

Andererseits: Ist ein etwa zwei Stunden langes Programm von sechs kurzen Dokumentarfilmen ein richtiges Festival? Abgesehen von den äußeren Abmessungen ist das „Rise Fly Fishing Film Festival“ aber durchaus mit anderen zu vergleichen: Das Programm wird kuratiert, es gibt eine Festivalleitung, und die Geschichte reicht auch schon bis ins Jahr 2006 zurück: Damals veranstaltete Nick Reygaert, ein Globetrotter, Filmproduzent und, eben, begeisterter Fliegenfischer in Neuseeland das erste Fly Fishing Film Festival. Stoff gab es, weil viele Flie­gen­fi­sche­r*in­nen Filme über ihr Hobby gedreht hatten. Und die werde sich die restliche Angler*innen-Gemeinde doch ansehen wollen, so Rey­gaerts Idee. Tatsächlich war sein Festival ein internationaler Erfolg, und bald reiste es auch nach Deutschland – mit etwa 50.000 Flie­gen­fi­sche­r*in­nen im deutschsprachigen Raum ist die Nische der Zielgruppe dann doch erstaunlich groß.

Nach zwei Jahren coronabedingter Pause gibt es in diesem Jahr nun wieder insgesamt 16 Termine in Deutschland, Österreich und der Schweiz – für die Ang­le­r*in­nen­sze­ne ein willkommener Anlass, sich zu mit Gleichgesinnten treffen, und ach ja: Filme gibt es ja auch zu sehen.

Zehn davon wurden diesmal eingereicht, die meisten semiprofessionell produziert; also von Angler*innen, die das Filmhandwerk halbwegs beherrschen, aber nicht drehen, um Geld damit zu verdienen. Sechs Filme wurden ausgewählt, auf dem Programm stehen unter anderem eine Dokumentation über ein erfolgreiches Lachs-Wiederansiedlungsprojekt in Dänemark; ein niederösterreichischer Heimatfilm über den Ort Opponitz an der Ypps, der als ein Mekka für Fliegenfischer aus der ganzen Welt gilt; eine Reise an den Amazonas, wo der Arapeima, gefangen wurde, einer der größten Süßwasserfische der Welt – mit Hilfe einer über 20 cm großen „Fliege“ in der Form eines Fisches.

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