Ukrainische Sport- und Kriegshelden: Weltmeister mit Stahlhelm

In der Ukraine machen Fotos von kriegstüchtigen Sportlern die Runde. Nun werden ganz andere Heldengeschichten geschrieben.

Handschlag von Anastasia Potapowa und Elina Monfils

Russisch-ukrainisches Duell: Anastasia Potapowa gratuliert Elina Monfils zum Sieg Foto: AP/dpa

Bastian ­Schweinsteiger ist ein Held. In Rio hat er 2014 die deutsche Fußballnationalmannschaft mit blutverschmiertem Gesicht zum Sieg im WM-Finale geführt. Ein bis dato ernst genommener Schriftsteller aus der Schweiz hat sogar eine Roman-Hagiografie über ihn geschrieben. Matthias Steiner, der schwere Gewichtheber ist der deutsche Held der olympischen Spiele von 2008 gewesen.

Sein Jubel, den er mit der Trauer um seine verstorbene Lebensgefährtin verknüpft hat, war so tränenreich, dass die halbe Nation mitweinen musste. Auch Oliver Kahn ist ein Held. 2001 hat er im Champions-League-Finale gegen den FC Valencia drei Elfmeter gehalten. Die Verehrung war ihm sicher.

Der Sport lebt von Heldengeschichten. Mal tauchen sie unerwartet auf, wie die 14-järige Franziska van Almsick 1992 bei den Olympischen Spielen von Barcelona, wo sie vier Medaillen gewonnen hat. Mal nehmen sie die Fans über Jahre auf ihre emotionalen Reisen mit, so wie es Tennisheros Boris Becker von 1985 an getan hat. Andere Länder haben andere Helden. Eines haben sie alle gemeinsam – sie schlagen ihre Schlachten auf dem Sportplatz. In Friedenszeiten. Wenn Krieg herrscht, werden andere Heldengeschichten geschrieben.

Da ist etwa die von Yevhen Malyschew. „Ruhm dem Helden!“, schallt es aus der Ukraine durch die sozialen Medien, seit bekannt ist, dass der 19-jährige Biathlet, der mal zu den besten Junioren seines Landes gehört hat, im Kampf gegen die russischen Invasoren gefallen ist. Das Bild des jungen Mannes, der in Ausübung seines Militärdienstes bei der Verteidigung der Stadt Charkiw gefallen ist, ist um die halbe Welt gegangen.

„Mission für mein Land“

Und dann ist da die ukrainische Tennisspielerin Elina Monfils, geborene Switolina. Die hat in der ersten Runde des Turniers von Monterrey in Mexiko gegen die Russin Anastasija Potapowa gewonnen. „Ich war auf einer Mission für mein Land“, hat sie danach gesagt und angekündigt, das Preisgeld, das sie in Monterrey verdient, dem ukrainischen Militär zu spenden. Die Fans feierten sie für diese Ankündigung, die sie mit Tränen in den Augen direkt nach dem Spiel im Interview auf dem Platz gemacht hat. Es war der Auftritt einer Kriegsheldin des Sports.

Es gibt dann noch dieses Bild von Dmytro Pidruchnyi, das durch die Sportwelt geht. Es zeigt den ehemaligen Biathlon-Weltmeister aus der Ukrai­ne mit einem Stahlhelm. Er hat es selbst auf Instagram gepostet. „Das Foto wurde während eines Luftalarms aufgenommen“, schreibt er dazu. Pidruchnyi bedankt sich für die Anteilnahme, die bis jetzt zu ihm durchgedrungen ist. Er sei gerade in seiner Heimatstadt Ternopil und diene in der Nationalgarde. Der Sportsoldat ist in der Kampfzone zum Helden geworden. Gelbe und blaue Herzen fliegen ihm auf Instagram zu.

Auch Sportsoldaten werden üblicherweise nicht für ihre Dienste im Feld gefeiert. In Deutschland gelten die Sportkompanien der Bundeswehr als ganz normales Mittel der Athletenförderung. Niemand muss sich über die Dienstgrade von Sportlerinnen keine Gedanken machen. Dass die frisch gekürte Biathlon-Olympiasiegerin Denise Herrmann Oberfeldwebel ist, werden auch ihre Fans nicht unbedingt wissen. Sie wird froh sein, dass das so ist.

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