Beton im Loft-Klo

GENTRIFIZIERUNG Luxuswohnung in Neukölln verwüstet – offenbar Protest gegen Unternehmen Taekker

Drei Räume, 280 Quadratmeter, ruhig und hell: Noch vor Kurzem wurde das frisch sanierte Loft in einem Hinterhof der Neuköllner Schinkestraße 8 für 750.000 Euro im Internet angeboten. Letzten Donnerstag wurden die Räume verwüstet: Beton sei in die Toiletten gegossen und Buttersäure verspritzt worden, sagen Nachbarn. „Sie haben reingeschissen und Bauschaum an die Fenster gesprüht“, berichtet Angela de Ridder, die auf derselben Etage ein kleines Hostel betreibt.

Eigentümer der ehemaligen Dampfmaschinen-Fabrik ist die dänische Immobiliengesellschaft Taekker, die über 100 Immobilien in Berlin besitzt. Gentrifizierungsgegner kritisieren, dass die Firma aus ihren Objekten alteingesessene Mieter „herauskauft“, um die Wohnungen für teures Geld privaten Interessenten anzubieten. Hausbewohner Marcel Freiberg* will durch die offen stehende Tür Parolen an den Wänden gesehen haben, die sich direkt an das Unternehmen richteten: „Taekker verpiss dich“. „Für die Beseitigung der Sauerei wurde eine Reinigungsfirma engagiert, die zwei Tage lang sauber gemacht hat“, sagt Angela de Ridder. Die Mieterin, die seit 1975 hier lebt, weiß nicht, wer die Urheber waren – aber „da die Durchfahrt im Vorderhaus Tag und Nacht offen steht, könnte es jeder gewesen sein“.

Die Mieter der Schinkestraße 8 halten wenig vom mutmaßlich gentrifizierungskritischen Angriff. „In einer Hausversammlung haben wir beschlossen, auf Dialog mit Taekker zu setzen“, erklärt Marcel Freiberg. Eskalationen sollten vermieden werden. Der Geschäftsführer von Taekker Berlin, Christian Kohlhoff, sagt zu dem Vorfall lediglich, er bedauere den Vandalismus.

Das Verkaufsangebot für das 280-Quadratmeter-Loft ist mittlerweile aus dem Internet verschwunden. Der neue Besitzer wird nicht lange auf sich warten lassen. CONSTANTIN SCHÖTTLE

* Name geändert