das wetter: Sneewittchen
Immer war sie die Letzte, die das Licht ausmachte. Stets waren die fünf Fruchtzwerge schon über alle verschneiten Hänge und pissten sonst wo hin. Sneewittchen seufzte. So hatte sie sich ihren wohlverdienten Ruhestand nicht vorgestellt. Da die Kasse den gläsernen Treppenlift einkassiert hatte, kroch Sneewittchen regelmäßig selbst die Treppe hoch, um das Licht zu löschen. Wie oft hatte sie den fünf Fruchtzwergen schon mit Kontaktabbruch gedroht, sollten sie das güldene Oberstübchen vor ihrem Abmarsch nicht verdunkeln. Jetzt waren sie final über alle Pulverschneeberge. Sneewittchen hatte da so ein Gefühl, ihre pechschwarzen Härchen auf ihrer Haut so grau wie Matsch stellten sich senkrecht wie Ebenholz am Walde, und aus ihren Lippen schwand das Blut. Da klopfte es, und herein ritt ein als Stromableser verzauberter Prinz. „Ich komme, um die Temperatur zu fühlen.“ Sneewittchen leuchtete vor Glück.
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