: „Wir wollten keine elitäre Nummer“
Das aus der Pandemie geborene Communityradio [sic]nal des Hamburger Clubs Uebel & Gefährlich sendet wieder
[sic]nal, Webradio, diese Woche Di, Mi., Fr. ab 18, Do. ab 20 bis 22 Uhr, hörbar unter www.sicnal.de
Interview Kevin Goonewardena
taz: [sic]nal Radio ist im November 2020 auf Sendung gegangen. Welcher Intention seid ihr mit dem Launch gefolgt?
Malte von der Lancken: Wir verstehen den Club als mehr als nur dessen Räumlichkeiten, nämlich als Plattform für Besucher- und Künstler:innen. Diesen Anspruch wollten wir trotz geschlossener Türen beibehalten. Das Radio war aber auch für uns selbst eine mentale und emotionale Überlebensstrategie, denn es ermöglichte uns, nicht tatenlos herumzusitzen und weiter aktiv zu sein.
Das wäre auch anders möglich gewesen. Gab es verworfene Ideen? Immerhin dauerte die Pandemie zum Programmstart bereits fast ein Jahr an.
Melina Koliofotos: Es ging erst einmal darum, Begegnungen zu schaffen. Wichtig war uns auch, den Raum wieder zu öffnen. Wir wollten daraus aber keine elitäre Nummer machen, sondern auch für Künstler:innen da sein, die vielleicht noch nicht auf einer Bühne gestanden haben. Das genaue Format hat sich dann herauskristallisiert.
Woran habt ihr euch orientiert?
MvL: Die Piratenradios aus UK sind natürlich immer als Ur-Quelle zu nennen. Dort ist das Format viel präsenter, mit Radiokultur ist gefühlt jede:r groß geworden. Als Hauptinspiration für [sic]nal hat uns das Red Light Radio aus Amsterdam gedient.
Der Programmschwerpunkt liegt auf Clubkultur. Hinter den Decks stehen Hamburger Kollektive, Newcomer und etablierte Künstler:innen. Vereinzelt gibt es Talks und kuratierte Sendungen. Wie wurdet ihr aufgenommen?
MK: Durchweg positiv. Der Tenor ist dabei oft: So ein offener Ort, an dem jede:r sich ausprobieren kann, hat in Hamburg noch gefehlt. Wir sind kollektivistisch organisiert, arbeiten ehrenamtlich und jede:r kann sich einbringen. Dazu kommen die Synergien, die freigesetzt werden. Durch [sic]nal entsteht etwas in der Szene, auch außerhalb des Radios.
[sic]nal geht nun in die dritte, halbjährliche Saison. Sind die Leute nicht streaming-müde.
MK: Ich glaube, dass wir da ohne Erwartungshaltung rangegangen sind, hat das Ganze so erfolgreich gemacht. Es ging immer um die Sache, nicht darum, irgendwelche Ziele zu erreichen. Das hat es für mich persönlich auch spannend gehalten. Bis heute weiß ich nicht, wie viele Leute uns hören. Das ist auch nicht wichtig. Das Format ist toll so, wie es ist. Durch diese offene Haltung entsteht auch immer wieder Neues.
Was wird bleiben?
MvL: [sic]nal als Raum und Radio soll langfristig Bestand haben und noch Jahre so weitergehen. Die Community, die daraus entstanden ist, ist der Grund dafür, dieses Radio schon seit einem Jahr zu machen.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen