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Gegen den schlechten Lauf

Mönchengladbach verliert trotz Formsteigerung auch gegen Union Berlin. Nun stehen zwei entscheidende Spiele an

Aus Gladbach Andreas Morbach

Der Neu-Gladbacher Marvin Friedrich kannte nach der Niederlage gegen seine früheren Mitspieler nur einen Weg. Die 1:2-Heimpleite der Fohlenelf gegen Union Berlin war gerade amtlich, da schlängelte sich der lange Innenverteidiger auch schon durch die Reihen der rot gekleideten Köpenicker. Jedem Einzelnen drückte der 26-Jährige anerkennend die Hand, nur einer kam ihm bei seinem tristen Parcours nicht zwischen die Finger: Max Kruse, der weit entfernt von Friedrich am Spielfeldrand stand und auf seinen Einsatz vor den Fernsehkameras wartete.

Mit seinen beiden Treffern hatte Kruse seinen Ex-Klub, für den er zwischen 2013 und 2015, in der recht kurzen Phase seiner Nationalmannschaftskarriere spielte, noch ein Stück weiter Richtung Tabellenkeller geschubst. „Es war sein Wunsch, hier ein Tor zu schießen. Dass es gleich zwei sind – umso schöner“, verriet Unions Trainer Urs Fischer, dessen erstaunliches Team sich mittlerweile auf Champions-League-Platz vier hinaufgearbeitet hat. Während Fischers Kollege Adi Hütter nach der siebten Niederlage aus den letzten neun Spielen und der immer stärker werdenden Abstiegsgefahr mehr denn je um seinen Job bei Borussia bangen muss.

Max Eberl, in solch brenzligen Situationen üblicherweise das Sprachrohr des Rautenklubs, trug am Samstag nichts zur Einschätzung der Vereinsführung bei. Der Sportdirektor fehlte, wie schon beim schmachvollen Pokal-Aus bei Zweitligist Hannover unter der Woche, krankheitsbedingt. Der angezählte Übungsleiter Hütter konnte angesichts der – was aber auch nicht schwer war – deutlichen Leistungssteigerung gegenüber der Hannover-Partie immerhin erklären, er habe keine Mannschaft gesehen, die gegen ihren Trainer spiele. Trotz des „Nackenschlags“ glaube er daran, dass es mit ihm als Chefcoach weitergehe in Gladbach – wo Kapitän Lars Stindl aufgrund einer Knieverletzung einige Wochen ausfällt. Klar ist laut Hütter aber auch: „Jetzt kommen zwei Spiele gegen unmittelbare Konkurrenten. Da müssen wir unbedingt punkten.“

Diese beiden unmittelbaren Konkurrenten im Kampf um den Klassenerhalt heißen Bielefeld und Augsburg. Und vor allem die nächste Aufgabe am 5. Februar bei der formstarken Arminia wird zeigen, ob die Borussen-Bosse nicht doch noch nach einem neuen Trainer Ausschau halten.

„Darauf kannman aufbauen“

Adi Hütter, Gladbachs Trainer und unverdrossener Zweckoptimist

Gladbachs Profis stärkten dem 51-jährigen Österreicher bis zum Gastspiel in Ostwestfalen in knapp zwei Wochen den Rücken. „Es ist eine schwierige Phase – für den Trainer, für uns. Er versucht alles, macht eine richtig gute Vorbereitung für die Spiele. Momentan will es aber einfach nicht funktionieren“, sagte Innenverteidiger Nico Elvedi. Auch der nach einer Knie-OP ins Team zurückgekehrte Antreiber im Mittelfeld, Jonas Hofmann, bekräftigte, Hütter habe „noch die richtigen Ideen und Lösungen“, formulierte aber zugleich eine Grundsatzkritik: „Es ist nicht gut genug, was wir im gesamten Defensivbereich zurzeit machen. Zum Schluss schenken wir es wieder her. Das kotzt einen, ehrlich gesagt, an.“

Bezeichnend: Der Schweizer Nationalspieler Denis Zakaria, der die Gladbacher spätestens im Sommer verlässt, verschuldete nach einer Viertelstunde den Handelfmeter, den Kruse zum 1:0 für Union nutzte. Und nach dem Ausgleich durch den starken Kouadio Koné kurz vor der Pause leitete ein missglückter Klärungsversuch von Zakaria sechs Minuten vor Schluss auch die Entscheidung ein: Direkt im Anschluss öffnete der eingewechselte Patrick Herrmann Unions Niko Gießelmann dann noch großzügig den Raum – für einen feinen Pass auf Kruse, der sich diese Chance nicht entgehen ließ.

„Das ist der Lauf, den wir haben“, beklagte Hütter die fatale Fehlerkette im Team der Borussia – zu der auch gehörte, dass der junge Luca Netz (18) sieben Minuten vor Kruses zweitem Treffer eine Großchance zur möglichen Gladbacher Führung vergab. „Gegen uns ist es momentan viel zu einfach, Tore zu schießen. Aber auch nach vorne sind wir aktuell zu harmlos“, bilanzierte Florian Neuhaus. Adi Hütter soll wohl auch weiterhin für Besserung sorgen. Sein Fazit gab zumindest Anlass für Zuversicht: „Darauf kann man aufbauen.“

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