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Archiv-Artikel

SOUNDTRACK

Auf die Idee, einen schönen Walzer mit Post-Punk und No Wave zu verbinden, ist noch niemand gekommen oder wurde zumindest dabei nicht zur Kenntnis genommen. Vielleicht gut, weil musikalisch wohl auch nicht weiterführend. Andere Länder und Regionen haben es hier leichter. Beispiel: Las Kellies. Die aus Buenos Aires stammende Band startete bereits 2005 und orientierte sich von Beginn an in einem Feld, das auf der einen Seite von Bands wie Slits, ESG begrenzt wird, auf der anderen Seite in südamerikanische Native-Sounds mit afrikanischen Hintergründen mündet. In nicht weniger als sieben Sprachen wird diese Verbindung von skelettierter Disco, Punk, Dub-Einsprengeseln und Cumbia nun auf tanzbare Weise besungen. Do 21. 6., 21 Uhr, Fundbureau, Stresemannstraße 114

Der Mann war einst Teil von Herman Düne, der französischen Low-Fi-Indiepop-Band, die manche lange für eine schwedische Low-Fi-Indiepop-Band hielten. Nach seinem Ausstieg wechselte der in Berlin lebende Franzose (dessen Mutter tatsächlich Schwedin ist) geradezu chamäleongleich seine Künstlernamen, um schließlich bei Stanley Brinks zu landen, was wiederum mehr nach einem englischen Künstler klingt. Und was soll man sagen: Stanley Brinks covert ausschließlich bekannte und weniger bekannte Lieder von der ästhetischen Sonnenseite der Popgeschichte und zeigt guten Geschmack auch, indem er sich einer musikalischen Liason hingegeben hat, die von vielen Seiten nicht zu Unrecht als Gewinn bringend eingestuft wird. Fr, 22. 6., 20 Uhr, Hasenschaukel, Silbersackstraße 17

Da denkt man doch glatt: Das hätte aus den Wipers werden können, wenn sie statt Greg Sage einen von den Schlümpfen als Sänger genommen hätten. Na gut, ehrlich, Thee oh Sees sind keinen Deut weniger straight und auf den Punkt als jene beste Band, die Punk hervorgebracht hat. Aber sie sind dann doch eine ganze Spur rockiger und auch mehr den Dull-Akkorden verpflichtet, ohne dabei allerdings im Entferntesten ins freundlich-Massenkompatible abzudriften. Eher das Gegenteil ist der Fall. Wenn Green Day das Role Model für kalifornischen Bubble-Gum-Punk darstellen, dann hat man hier den Gegenentwurf. So, 24. 6., 20 Uhr, Hafenklang, Große Elbstraße 84

Noch mal Kalifornien. The BellRays, Baujahr 1990/91, gehören mittlerweile zu den Veteranen eines Genres, das sie nicht ganz unwesentlich selber mitbegründet haben. Anfänglich noch stark geprägt von klassischem R’n’B, Soul und Jazz kam es recht bald zur Verknüpfung mit dem Detroit-Sound der Prä-Punk-Ära, repräsentiert durch Bands wie die Stooges und MC5. Eine insofern neuartige Verbindung, als sich Lisa Kekaula als eine äußerst stimmgewaltige Soulsängerin entpuppte, die aus der Band ein genauso schmutziges wie beseeltes Garagerock-Monster machte. Und so ist es – 20 Jahre und 8 LPss später – im Grunde immer noch. Wer eine der gelungeneren Kreuzungen im Rockgeschäft – Motto: „Blues is the teacher. Punk is the preacher“ – sucht, hat gute Chancen, in den BellRays etwas davon zu finden. Mi, 27. 6., 20.30 Uhr, Hafenklang, Große Elbstraße 84. NILS SCHUHMACHER