Eine Kasbah in der Wüste mit Palmen und Häusern hinter Mauern

Kein Regen seit einem Jahr: Trockene Palmen und Risse im Boden Foto: Alina Schwermer

Workaway in Marokko:Homeoffice in der Wüste

In einem Dorf Backsteine aus Lehm formen und nebenbei arbeiten. Bei ihrem Workaway ändert sich für unsere Autorin ihre Wahrnehmung von Zeit und Raum.

Ein Artikel von

30.12.2021, 13:49  Uhr

Es gibt Orte, die strahlen eine stille Magie aus. Das marokkanische Dorf, in dem ich eineinhalb Monate lebe, existiert in einem anderen Rhythmus. Die Zeit fließt hier, statt zu verfliegen, sie ist etwas, über das Menschen verfügen; wenig Wohlstand und dafür Zeit. Alles kann man heute machen oder morgen oder nie. Hunde kläffen, Minztee kocht frisch auf dem Herd; es ist ein Ort, wo man anders spricht als in Deutschland, persönlich und warm, ein Ort, wo die Probleme des Nachbarn so wichtig sind wie die eigenen. Mit einem Anruf bei einem Cousin lässt sich vieles kreativ lösen. Die großen Stürme des Lebens aber sind heftiger.

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Es ist heiß. Der Hof aus Lehm, in dem ich auf dem Boden sitze, steht unter Dattelpalmen, die vertraut geworden sind. Flach drückt der Lehmbau sich an den Boden, wie geschrumpft unter der Hitze und ausgestattet mit dem Nötigsten, Schlafmatten und Kochgeräten. In der Mitte die Schüssel mit Tajine, die alle teilen, angerichtet mit marokkanischen Gewürzen, mit Safran, Ingwer, Kurkuma, Paprikagewürz, Pfeffer. Kasbah heißen die alten Lehmdörfer, wo jeder Hof eine Kopie des nächsten ist. Die Felder dahinter liegen trocken brach, Risse im Boden. Kleine Brücken führen über Bewässerungsgräben, die ihren Sinn verloren haben. Denn es gibt kein Wasser mehr.

In der Kasbah bei Tagounite im Südosten Marokkos am Rand der Sahara führe ich ein Leben in zwei Zeiten. Tagsüber arbeite ich remote als Journalistin, im hastigen Rhythmus Europas, tack-tack-tack, für die taz und andere Medien, das ist mein Lebensunterhalt. Davor oder danach stelle ich Lehmziegel her. Andere Freiwillige und ich machen das per Hand, und es ist ein gegenteiliger Rhythmus: Tack. Tack. Jeder Schritt dauert lange. Wir schaffen ein paar Ziegel am Tag. Nichts daran ist effizient.

Vermittelt ist die Arbeit über Workaway, eine Plattform für Jobs auf Reisen. Man macht dabei ein paar Stunden am Tag eine Tätigkeit vor Ort, meist im Austausch für Kost und Logis; mein Freund und ich arbeiten gemeinsam mit anderen Reisenden beim Sohn einer einst nomadischen Amazighfamilie. Ich nenne ihn Hassan, da ich seinen wahren Namen nicht verraten will. Hassan ist geblieben an diesem Ort, den er liebt. Er würde den alten Hof der Familie gern in ein Hostel umwandeln, aber ihm fehlen das Geld, ein Plan, die Perspektive. Mit einer Mischung aus Ratlosigkeit und sturem Stolz harrt er, in einer Welt, die bröckelt.

Plattform Workaway ist eine Onlineplattform, die kleine Jobs auf Reisen vermittelt. Typischerweise handelt es sich um eine unbezahlte Tätigkeit, die mit Unterkunft und Verpflegung entlohnt wird. Sowohl Privatpersonen als auch Organisationen und NGOs können bei Workaway nach reisenden Freiwilligen suchen. Dabei geht es vor allem um den kulturellen Austausch zwischen Anbieter:in und Teilnehmer:in. Wer mag, kann ein Jahr oder länger im selben Projekt bleiben, viele bleiben auch nur für ein paar Tage.

Arbeit Welche Art von Arbeit angeboten wird, unterscheidet sich stark von Land zu Land und Region zu Region. Besonders beliebt ist es zum Beispiel, auf einer Farm, in einer Sprachschule, in einem Hostel oder als Au-pair zu arbeiten. Aber auch viele Kommunen oder Ökoprojekte suchen Unterstützung.

Dauer Die Arbeit dauert üblicherweise drei bis fünf Stunden am Tag, die Wochenenden sind frei. Die Plattform Workaway gibt es seit dem Jahr 2002. Aktuell kostet die Nutzung als Einzelperson 39 Euro im Jahr. Ein ähnliches Prinzip wie Workaway ist etwa Wwoofing, wo Arbeit auf Reisen speziell in der ökologischen Landwirtschaft vermittelt wird. (asc)

Es hat seit über einem Jahr nicht geregnet. Die Wüste holt sich ihre Kinder zurück. Die Palmwedel verdorren, das Flussbett, in dem sich nur temporär Wasser sammelt, ist leer, der Klimawandel war mir nie so nahe. Beschleunigt vom Stausee El Mansour Eddahbi bei Ouarzazate, der den Wüstendörfern das Wasser raubt. Tagounite, die kleine Gemeinde im Südosten Marokkos mit umliegenden Dörfern, ist umgeben von Geröllwüste. Geröll und Felsen, eine endlose Fläche von Steinen bis zum Horizont, unterbrochen gelegentlich von Sanddünen und Gebirgskämmen – die Felsen in jenem spektakulären Dunkelrot, das man mit dem Grand Canyon verbindet. Eine atemberaubende Landschaft. Endlosigkeit der Wüste, schützend und zum Fürchten zugleich.

Wie eine Illusion wirkt in dieser Öde der Streifen absurd grüner Palmen und Felder, umgeben von flachen Lehmbauten, wo das Flussbett Wadi Drâa Leben spendet. Aber seit es den Staudamm gibt, führt durch das Wadi selten Wasser, die Lebensader versiegt. Die Dörfer hier werden sterben, nur noch drei Familien sind in den alten Lehmdörfern geblieben. Und doch sind sie voller Leben, Musik. Diese Gleichzeitigkeit von tiefem Glück und tiefer Trauer ist es vielleicht, die einen Zauber erschafft. Ein Wissen darum, dass wir uns in einem Moment befinden, der schon halb vorüber ist.

Bei dem Workaway trifft ein Ex-Ingenieur mit Burn-out auf eine linke Punk-Musikerin, die neue Songs schreiben will. Zwischen ihnen ist Hassan, der Sohn einer Nomadenfamilie

Den Zauber spürte ich nicht von Beginn an. Ich war nicht sicher, ob das eine gute Idee ist, so ein Austausch neben der Lohnarbeit. Ob das überhaupt machbar ist oder nur mehr Stress bereitet. Denn es gibt im Grunde vor allem zwei Arten von Menschen, die bei Hassan zum Workaway auftauchen. Das eine sind die Studis. Die Frauen mit den kleinen Tattoos, Pluderhosen und Dutt, die Männer mit Ohrringen und lustigen Wollhüten; fast alle aus gutem Haus, wie man irreführend sagt, wenn man meint: aus wohlhabendem Haus. Viele suchen ein kleines exotisches Abenteuer in den Semesterferien, bevor es in ein teures Studium geht. Die andere Gruppe, deutlich diverser, sind die Systemkritiker:innen: Leute, die hier suchen, was sie woanders nicht finden.

Der einst hoch bezahlte Ex-Ingenieur, der mit Burn-out und schlechtem Klima-Gewissen alles aufgab und jetzt Bauer werden will. Vielleicht will er aber doch wieder mit Bitcoin reich werden. Die linke Punk-Musikerin, die hier neue Songs schreiben will und gerade in ihrer Heimat ein Verfahren wegen einer Blockade einer Pipeline am Hals hat. Der dichtende Barkeeper, der bald seine migrantischen Wurzeln in Indien erkunden will. Die junge Frau, die ein Studium und eine Lehre abgebrochen hat und einen Weg sucht, zu leben, ohne Teil „des Systems“ zu sein.

Und zwischen ihnen Hassan, der Sohn einer Nomadenfamilie, der nur kurz in der Schule war, nie im Kino war, nie im Ausland und keine Bücher liest, und manchmal in den Gesprächen verloren wirkt. Und zugleich der Fixpunkt ist mit seiner Ruhe, seinem Humor, weil er jeden akzeptiert, wie er ist. „Ich bin einer, der zuhört“, sagt er. Er ist unendlich neugierig auf die Welt und gibt mehr zurück, als er erhält.

Alle, die hier sind, haben eines: Zeit. Und es ist schwer für mich, damit zurechtzukommen. Ich kann nicht bis drei Uhr nachts am Lagerfeuer sitzen, wenn ich morgens Dienst habe. Ich kann nicht jeden Tag mit arbeiten. Es ist ein Balanceakt, zwei Leben, zwei Rhythmen, zwei Welten. Ich lerne auch: Es funktioniert nicht, beide beliebig oft am Tag zu mischen. Im Lehm graben und dann einen Text schreiben geht schief, mein Körper ist ausgelaugt und mein Kopf unkonzentriert.

Einmal bin ich an einem Punkt, an dem ich aufhören will. Ich habe das Gefühl, ich genüge hier nicht. So wirksam ist das Diktat der Produktivität. Es ist Hassan, der uns überredet, zu bleiben; warum ich mir Gedanken mache um Output, das findet er völlig absurd. Das sei doch nicht wichtig. „Das hier ist euer Zuhause“, sagt er. „Und in eurem Zuhause macht ihr, was ihr wollt.“ Und so wird es unser Zuhause. Ohne den Anspruch, zu leisten.

Der Wind weht heiß und trocken. Er lässt die Lippen spröde werden und die Hände trocken, er gehört dazu an diesem gleichbleibenden Ort, wo es eine Klimakatastrophe braucht, damit er sich ändert. Wir schippen Sand mit einem Spaten in einer Schubkarre, während der Wind Staub weht. Wir transportieren den Sand mit der schweren Schubkarre in eine Grube und schleppen Wasser in alten Kanistern von der Zisterne heran. Alles dauert. Die Nachbarin wäscht gerade ihre Wäsche in einem Bottich. Ich habe ein schlechtes Gewissen, wenn wir Wasser holen. Die Ziegel sind nicht nötig in der Dürre, der Nachbar verzichtet darauf. Hassan nicht.

Das Wasser und den Sand mischen wir in der Grube mit Erde, stampfen, bis ein Matsch entsteht. Wir formen daraus Kugeln. Es hat etwas seltsam Kindliches, im Matsch graben, etwas von Wattenmeer. Musik plärrt aus einer alten Box. Es ist eine Arbeit, die kein Denken erfordert, die Rhythmus gibt, und es ist schön, nach der Kopfarbeit etwas mit den Händen zu tun. Die Kugeln kommen in eine Art übergroße Backform, bevor sie in der Sonne trocknen.

Manchmal macht Hassan sich liebevoll über unsere Langsamkeit lustig. „Sechs Ziegel habt ihr heute geschafft? Wenn ich Marokkaner einstellen würde, würden sie an einem Tag 200 Ziegel schaffen.“ Es bestärkt mich in der Annahme, dass es ihm nicht wirklich um Ziegel geht hier. Hassan ist tief verwurzelt hier, und er ist stolz auf seine Identität als Amazigh. Er erzählt uns von Volksmythen wie von der Gruselfigur Aisha Qandisha und seiner Familiengeschichte. Früher haben sie hier Karotten, Kartoffeln, Auberginen, Tomaten angebaut.

Eine Hügelkette in der Wüste vor blauem Himmel

Dunkelrote Gebirgskämme und Sanddünen: Die Wüste wirkt schützend und furchterregend zugleich Foto: Foto: Alina Schwermer

Heute gibt es wenige Jahre, in denen das geht. „Wegen der Luftverschmutzung und dem Damm“, so sagt es Hassan. Das Wort Klimawandel benutzt er nicht. Viele sagen hier einfach „Luftverschmutzung“. Und viele sind nicht unschuldig am Wassermangel: Wo es Wasser gibt, erzählt mir Hassans Cousin, werden Wassermelonen angebaut. Das bringt mehr Rendite. Und leert die letzten Reserven.

Es ist eine Katastrophe in Zeitlupe, der zweite massive Umbruch innerhalb weniger Generationen. Hassans Großvater war noch Nomade. Die Familie besaß Dromedare und Schafe. Aber nomadisches Leben ist fast ausgestorben hier; das Vieh kann nicht mehr ernährt werden, die Oasen verdorren, und die geschlossene Grenze im Algerien-Konflikt hat die nomadischen Routen abgeschnitten. Man schickt die Kinder jetzt in die Schule, zumindest ein paar Jahre. Hassan erzählt gern von früher. Als kleines Kind war er mit dem Großvater noch im Zelt unterwegs. „Das waren gesunde, starke Leute, viel stärker als wir heute.“ Heute gibt es kaum noch nomadische Familien in der Region. Hassans Eltern und Geschwister haben schon den nächsten Schritt getan; sie sind vor der fortschreitenden Wüste geflüchtet nach Agadir.

Je länger ich hier bin, desto mehr spüre ich eine Veränderung. Es ist keine Revolution. Aber die Lohnarbeit verliert an Bedeutung. Abwechslung ist etwas, was Lohnarbeit nicht vorsieht. Daraus zieht sie ihre Macht, denn so wird sie zum Mittelpunkt. Etwas ganz anderes tun als das Gelernte, etwas grundlegend Neues lernen, das gibt es kaum. Und vor allem nicht: zweckbefreit schaffen. Etwas tun, was weder bezahlt wird noch einen tieferen Sinn stiftet, eine Tätigkeit, bei der man nicht glänzt und keine Selbsterfüllung sucht, bei der es kein Lob und kein Scheitern gibt. In einer sehr anderen Gesellschaft. Und immer unwichtiger wird das Drüben.

Die marokkanische Gesellschaft im Dorf ist die Realität, mit ihrer solidarischen Einstellung, ihrer Kreativität und dem geringeren Individualismus, weil jede Arbeit von jedem erledigt werden kann und alle darauf angewiesen sind, einander zu unterstützen. Sich selbst verwirklichen ist nicht drin in einer Welt, wo man Glück hat, überhaupt einen Job zu haben, und die Auswahl im Wesentlichen zwischen Bauer, Gemüsehändler, Friseur oder Automechaniker zirkuliert. Und Tourismus.

Eine Schubkarre mit Schaufel

Mit Schubkarre und Spaten lässt sich der Sand für den Lehm transportieren Foto: Foto: Alina Schwermer

Die Welt in Deutschland, zugänglich nur durch einen Laptop, wirkt fast wie eine Simulation. Wer etwas ganz wörtlich nicht mehr sieht, fängt auch im übertragenen Sinne an, Dinge anders zu sehen. Früher habe ich vor der Veröffentlichung von Artikeln lange nachgedacht: Muss dieses Wort raus und da ein Komma rein? Habe ich jemandem Unrecht getan, und welche Konsequenzen hat der Text für die Person? Glaube ich selbst meiner Einschätzung, und wie gut ist das hier? Und gewiss ist es nicht falsch, über all das nachzudenken. Aber es ist auch ein Symptom einer Gesellschaft, in der allen beigebracht wird, dass der Arbeitsplatz ihr heiliger Gral und das eigene Talent der Nabel der Welt sei. Es lohnt sehr, darum zu kämpfen, sich aus dieser Ödnis zu befreien.

Und noch etwas ändert sich: die Perspektive auf Größe. Das nächstgrößere Dorf Tagounite, dessen offizielle Einwohnerzahl von 17.000 mir schon eher optimistisch erscheint, wirkt bei der Anreise winzig. Je länger ich weit abseits jeder geteerten Straße wohne, wo die Anreise lange dauert, umso mehr wird das Dorf zur Stadt. Und ist es nicht eine solche? Tagounite, laut und wuselig, zieht sich entlang der großen Landstraße, der Hauptschlagader in die Wüste. Mit zig kleinen Cafés und Marktständen, frischem Gemüse und Obst, Gewürzen, Datteln und dicken Fleischstücken an Haken, mit einem geordneten Chaos aus rasenden Fahrrädern, Autos, Lastern, Eselskarren, mit dem Geruch nach warmem Brot und dem Motoröl der Werkstätten und einem Gespräch an jeder Ecke.

Politik ist hier weit weg, irrelevant eigentlich. Wer fast kein Geld hat, den stellt schon ein kaputtes Moped oder die korrupte Lokalpolizei vor Herausforderungen

Eine Wüstenmetropole und zugleich ein Dorf mit allen Nachteilen. Wo es sozial warm ist, ist es auch sozial eng. Die Nach­ba­r:in­nen wissen alles. Frauen bleiben stumm, verschleiert und im Haushalt, auch nach Monaten kenne ich nur Männer, keine einzige Frau. Wer allzu sehr heraussticht, hat es schwer. Die Dynamik der Großstadt mit ihren produktiven Konflikten fehlt. Wer diesen Ort verherrlicht, sieht nicht die Schattenseiten. Und die Stille draußen in den Kasbahs hat auch etwas Unnatürliches. Palmen, Lehmhäuser, Sternenhimmel. Sterbende Orte.

Politik ist hier weit weg, irrelevant eigentlich. Bis auf Wasserpolitik. Eigentlich wäre die so hilfsbereite, vernetzte Gesellschaft eine gute Voraussetzung, um Gegenwehr zu leisten, mindestens gegen den Staudamm und für eine bessere Wasserversorgung. Aber wenn wir über das Thema sprechen, herrscht nur Achselzucken. Die Dinge sind eben so. Wer fast kein Geld hat, den stellt schon ein kaputtes Moped oder die korrupte Lokalpolizei vor Herausforderungen, für die es keine Lösung gibt. Um Wasser zu ringen, dafür reichen weder Energie noch Vorstellungskraft.

Die Freiwilligen, die hier sind und das Gefühl mögen, etwas Gutes zu tun, fragen sich oft, ob sie Hassan wirklich helfen. Der Austausch auf Augenhöhe irritiert sie. Die Ziegel, ahnen sie, helfen nicht wirklich. Wollten sie wirklich strukturell helfen, müsste es um Wasser gehen. Die vom Tourismus extrem abhängige Region taumelt durch die geschlossenen Grenzen noch weiter in die Krise. Und wenn Tou­ris­t:in­nen eines Tages wieder kommen, werden sie mit ihren Flügen den Klimawandel weiter anheizen. Der Tourismus, lebensrettend und vernichtend zugleich.

Aber der Zauber, den die Wüste gibt, bleibt ein Stück erhalten. Einmal kommt ein Ausländer ins Dorf, der gefälschte europäische Pässe verkauft. Hassan erzählt davon. Ob er selbst fortwill, frage ich ihn. Er ist irritiert. „Ich bin glücklich hier. Was soll ich da drüben?“ Das Leben am Rand der Wüste ist manchmal schlechter und manchmal besser als in Europa; und es hat Vorzüge, die wir nicht mal erahnen. Hassan ist ein Mensch, der an einen Ort gehört. Aber reisen, das würde er gerne. Wenn er könnte – es fehlt das Geld, die Visa, das Wissen, alles. Armut macht, dass es keine Wahlmöglichkeit gibt. Welches Land würde ihn interessieren? Hassan lächelt breit: „Die ganze Welt.“ Und weil er nicht in diese Welt kann, so deutet er an, holt er die Welt eben zu sich. Die Freiwilligen helfen ihm nicht, zu bauen; sie helfen ihm, zu reisen.

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