UNVERBREMT: HENNING BLEYL ÜBER LIBERALE NEKROPHILIE
: Ohne Urne kein Wachstum

Der Kreisvorstand der Liberalen hat sich intensiv mit dem Thema Wandel im Bestattungswesen auseinandergesetzt“, teilt uns die FDP Links der Weser mit. Ein selbstreflexiver Prozess? Eine neue FDP, schonungslos ehrlich im Umgang mit sich selbst und bodenlosen Umfragewerten, die ihren baldigen Untergang nahelegen? Nein. Statt um würdevollen Abschied geht es der FDP ungebrochen um Wirtschaftsrationalität: Sie will die Friedhöfe verkleinern, um Platz für Bauland zu schaffen.

Den Liberalen ist aufgefallen, dass „immer mehr Menschen in Urnen beerdigt werden wollen“. Sarg minus Urne gleich große Restfläche, so die kaum widerlegbare Analyse des FDP-Kreisvorstands, der insbesondere den Huckelrieder Friedhof mit seinen herrlich an der Kleinen Weser gelegenen Erweiterungsflächen im Visier hat. Mit blaugelben Spaten posierte der Kreisvorstand für ein Fotoshooting in dieser „Top-Lage, für die umgehend die Grundlage für die Bebauung geschaffen“ werden müsse. Warum sollten Tote auch in einem Boden ruhen, den Lebende kaufen könnten?

Die Liberalen, das soll nicht verschwiegen werden, teilen ihre Geschäftstüchtigkeit mit dem grün geführten Bauressort. Dessen ohnehin fragwürdiges Konzept der steten Innenstadt-Verdichtung soll neuerdings auch für Friedhöfe gelten. Nur bei entsprechender Bauland-Ausweisung könne Bremen weitere Einwohner gewinnen, argumentiert die FDP – und vergisst dabei ein wichtiges Detail: Jeder Neubürger muss sich künftig zur Brandbestattung verpflichten. Sonst sind die Böden bald wieder überfüllt.