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Im Namen der Mutter

Die Frauenrechtlerin Bahar Munzir kämpft dafür, dass in den Pässen irakischer Frauen nicht mehr nur der Name des Vaters genannt wird

Renas Saleh Kareem

Renas Saleh Kareem arbeitet als Radiojournalistin in Suleimanija.

Insgesamt 27 irakische Parlamentarierinnen und Parlamentarier haben die Kampagne „Mein Name ist der Name meiner Mutter“ bereits unterschrieben. Die Unterzeichner gehören verschiedenen Religionen und unterschiedlichen politischen Parteien an. Was sie eint, ist, dass in all ihren Pässen lediglich der Name ihres Vaters genannt wird, niemals der der Mutter. So, wie es sich gehört in einem Land wie dem Irak, dessen Gesetze oftmals auf Grundlage des Islams formuliert sind. Ein solches Gesetz reformieren oder ändern zu wollen, bedeutet die Autorität der Religion infrage zu stellen. Konservativen Kreisen kommt das einer Gotteslästerung gleich.

Die Frauenrechtlerin Bahar Munzir hat es trotzdem gewagt, im Dezember 2018 eine Kampagne ins Leben zu rufen, die sich zum Ziel gesetzt hat, dass auch der Name der Mutter auf dem irakischen Personalausweis genannt werden soll, und nicht mehr nur der des Vaters. „Mein Ziel ist es“, sagt die Frauenrechtlerin, „eine geeignete rechtliche Lösung für die Registrierung der Namen von Kindern zu finden. Auch Frauen sollen das Recht erhalten, dass ihre Identität auf den Pässen der Kinder genannt wird.

Hintergrund der Aktion ist allerdings mehr als der Wille, für etwas mehr Gleichberechtigung zwischen Frauen und Männern zu sorgen. Stein des Anstoßes war vielmehr ein Gesetz, das im Jahr 2016 verabschiedet worden ist. Laut diesem Gesetz soll in dem Fall, dass der Vater nicht bekannt ist, etwa weil die Frau vergewaltigt wurde, ein fiktiver Männername in dem Ausweis des Kindes als Vater vermerkt werden. Ein Fall, der in den vergangenen Jahren durch die vom sogenannten Islamischen Staat verübten Kriegsverbrechen so hundert- und tausendfach eingetreten ist.

„Die Kampagne,Mein Name ist der Name meiner Mutter'“ ist aber nicht nur ein Projekt für Kriegsopfer“, sagt Bahar Munzir, „sondern auch für Frauen, bei denen die Männer sich weigern, die Vaterschaft anzuerkennen.“ Dass sie damit in einer muslimisch konservativ geprägten Gesellschaft wie dem Irak regelmäßig aneckt, ist Bahar Munzir wohl bewusst. „Ich habe keine Angst“, sagt sie, „als Frauenrechtlerin ist es mein Job, auch nicht ganz einfache Positionen zu vertreten.“

„Konservativen kommt das einer Gotteslästerung gleich“

Also macht sie weiter, streitet mit Vertretern verschiedener Religionen, diskutiert mit Politikern oder plant Aktionen mit Künstlern und Aktivisten. Immer im Namen der Mütter.

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