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Glücklose Gorch

Katastrophenkahn sticht wieder in See

Schulschifffoto: dpa

„Nun geht es endlich los! Segelschulschiff ‚Gorch Fock‘ nimmt Kurs auf die Kanarischen Inseln“, erscholl gestern der erlösende Ruf aus dem Krähennest der Bundesmarine. Am Freitag verlässt der Unglückskahn „nach einer Verzögerung durch verunreinigtes Frischwasser“ seinen Heimathafen Kiel, um aus verteidigungspolitisch vollkommen einleuchtenden Gründen zum Weihnachtsfest die winterwarmen Gefilde vor Afrikas Küsten anzusteuern. Ob der gischtweiße Seelenverkäufer dort ankommt, ist jedoch höchst ungewiss, denn auf dem Segelschulschiff lastet spätestens seit dem Todessturz einer Kadettin ein hartnäckiger Fluch. Nach dem Unfall explodierten zuerst die Sanierungskosten des maroden Schiffs, dann meldete die Werft Konkurs an. Nach geschlagenen sechs Jahren war der vermaledeite Rahsegler zwar wieder flott, doch in seinen Kajüten wohnt noch immer das Unheil. Kein Wunder, dass die Mannschaft beschloss, in die Frischwassertanks zu pinkeln, um ein Auslaufen zu verhindern. So deutet jedenfalls der einbeinige Klabauter Davy Jones, der in des toten Seemanns Kiste neben der Wahrheit-Kombüse wohnt, den Hergang der Verunreinigung.

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