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Die Unerwartete

Die CDU-Bundestagsvizepräsidentin ist eine junge Frau – selten in ihrer Partei

Foto: Britta Pedersen/dpa

Es sind vor allem zwei Merkmale, nach denen die CDU auch weiterhin mühsam ihr Personal durchforsten muss: jung und weiblich. Auch nach der Bundestagswahl ist die Unionsfraktion überdurchschnittlich alt – und überdurchschnittlich männlich. Mit der Konstituierung hat die Union immerhin im Bundestagspräsidium einen Kontrapunkt gesetzt: Der Bundestag wählte die CDU-Abgeordnete Yvonne Magwas zu einer ihrer VizepräsidentInnen, mit 600 Stimmen das beste Ergebnis.

Noch ein drittes Adjektiv bringt die 41-jährige Magwas mit, das in den Spitzenämtern der Union unterrepräsentiert ist: ostdeutsch. Geboren ist Magwas im sächsischen Rodewisch. In Chemnitz hat die Soziologin studiert. Seit 2013 sitzt Magwas im Bundestag, seit 2017 als Direktkandidatin des Vogtlandkreises. Und sie konnte es – anders als die meisten ihrer sächsischen ParteikollegInnen – auch bei der Wahl im September verteidigen. Die meisten sächsischen Direktmandate verlor die CDU an die AfD. Einer, der das Direktmandat dort an die AfD verloren hatte, ist Marco Wanderwitz. Der ist wie Magwas Ostdeutscher und noch amtierender Beauftragter der Bundesregierung für die neuen Bundesländer. Mit ihm ist Magwas liiert, beide haben ein gemeinsames Kind.

Erst spät, am Montag, einigte sich die CDU darauf, Magwas mit dem Posten der Bundestagsvizepräsidentin auszustatten. Sie hatte sich für eine Doppelspitze ausgesprochen. Einen „guten Kompromiss“ nannte Fraktionschef Ralph Brinkhaus die Entscheidung zugunsten Magwas’ nüchtern.

Als Vorsitzende der Frauengruppe in der Union hatte Magwas in den vergangenen Jahren mehrfach auf das Frauendefizit im Parlament und auch in ihrer eigenen Fraktion hingewiesen. Immerhin im Bundestagspräsidium braucht Magwas das fürs Erste nicht mehr kritisieren. Mit Ausnahme von Wolfgang Kubicki (FDP) ist es seit Dienstag ein rein weibliches Präsidium. Der AfD-Kandidat, Michael Kaufmann aus Thüringen, fand keine Mehrheit im neuen Bundestag.

André Zuschlag

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