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Pracht nur zum „Begaffen“

Der Historiker Götz Aly kritisiert im Humboldt Forum dessen ethnologische Ausstellung als „skandalös“

Der Historiker Götz Aly hat eine grundlegende Überarbeitung der gerade erst eröffneten Präsentation des Ethnologischen Museums im Humboldt Forum gefordert. „Die Ausstellung ist wirklich skandalös“, sagte Aly am Mittwochabend bei einer Diskussion zu Kolonialismus und Ethnologie im Pazifik im Humboldt Forum. Als Beispiel nannte er die Präsentation eines großen Auslegerboots, das von der Südseeinsel Luf stammt. Aly hatte mit seinem im Mai erschienenen Buch „Das Prachtboot“ die Debatte befeuert, unter welchen kolonialen Bedingungen das Boot in den Besitz des Museums gelangte.

In der Ausstellung sei nichts zu erfahren über die Funktionsweise oder die Einmaligkeit der Konstruktion. Es gebe keine Informationen über das Leben und die Kultur auf Luf. „Sie können dieses Boot begaffen“, kritisierte Aly. „Sie erfahren nichts über die Vernichtung dieser Kultur durch zwei deutsche Kriegsschiffe.“

Lars-Christian Koch, Direktor des Ethnologischen Museums, räumte Änderungsbedarf ein. „Es sind Fehler passiert, da werden wir auch nachbessern.“ Die jetzige Präsentation sei ein Planungsprozess von mehr als zehn Jahren gewesen. „Es hat sich in der Zwischenzeit einiges geändert, auch in der Belegschaft“, sagte Koch. Mit jungen Leuten werde nun alles anders aufgearbeitet werden müssen.

„Wir wollen ehrlich sein in dem, was bisher passiert ist. Ich möchte da auch nichts unter den Tisch fallen lassen“, sagte Koch. Dabei solle auch der Prozess gezeigt werde, „wie wir die Ausstellung verändern“. Das sei eine Herausforderung. „Es wird Zeit brauchen, um in bestimmten Bereichen etwas zu verändern.“ Dafür sei auch intensive Zusammenarbeit mit den Partnern in den Herkunftsgesellschaften notwendig.

Das 680 Millionen Euro teure Humboldt Forum war nach jahre­langen Diskussionen und einigen Verzögerungen im Juli in einem ersten Schritt eröffnet worden. Ethnologisches ­Museum und Museum für ­Asiatische Kunst haben erste Räume im September geöffnet. Künftig gezeigt werden sollen auch die als koloniales Raubgut geltenden Benin-Bronzen, die mit dem letzten Öffnungsschritt dann vermutlich Mitte 2022 zu sehen sind. Das rund 40.000 Quadratmeter umfassende Gebäude im Herzen Berlins teilen sich die beiden Museen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, das Land Berlin, die Humboldt-Universität und die Stiftung Humboldt Forum. Gezeigt werden Exponate aus Asien, Afrika, Amerika und Ozeanien sowie Objekte zur Geschichte Berlins. Das Gebäude selbst ist wegen seiner historisierenden Barockfassade des alten Stadtschlosses umstritten. (dpa)

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