Merkels Abschiedsbesuch in Frankreich: Das ungleiche Duo

Mit der Amtszeit der Bundeskanzlerin endet auch „Mercron“. Was bedeutet das für Emmanuel Macron und die Zukunft der EU?

Merkel und Macron im Gespräch.

Kanzlerin Merkel und President Macron beim EU-Gipfel in Paris Foto: Michel Euler/ap

Ganz einfach war es nicht immer zwischen der scheidenden Bundeskanzlerin Angela Merkel und Frankreichs Staatschefs. Das deutsch-französische Duo in seinen Inkarnationen Merkel/Chirac, Merkel/Sarkozy, Merkel/Hollande und schließlich Merkel/Macron wurde traditionell mit riesigen Erwartungen überfrachtet, während die Interessen der beiden Länder oft voneinander abwichen.

Aber bei ihrem Frankreich-Abschiedsbesuch im burgundischen ­Beaune kann Angela Merkel mit ihrem Gastgeber Emmanuel Macron auf einen riesigen Erfolg zurückblicken: Der 750 Milliarden schwere Corona-Wiederaufbaufonds, den „Mercron“ auf den Weg brachte. Der vielbeschworene deutsch-französische Motor – in der Krise sprang er dann doch mal an.

Genau diese treibende Kraft hatte oft gefehlt. Merkel hatte in den Jahren zuvor im Vergleich mit dem neuen Präsidenten die Bremsklotz-Rolle eingenommen. Ungeduldig wollte Macron große enthusiastische Projekte anschieben – und die Bundeskanzlerin? Schien das alles auszusitzen.

Macron muss während Frankreichs EU-Ratspräsidentschaft ab Januar 2022 sehen, wie er mit der neuen Bundesregierung klarkommen wird. Wenn er den Vorsitz nutzen will, um der EU noch mal einen Schubs nach vorne zu geben, wird er sich vorsehen müssen: Konflikte mit Deutschland wird es genug geben, etwa um Sicherheits- und Verteidigungsfragen.

Auf die Bedenken kleinerer EU-Mitglieder hören

Einerseits ist Europa eine starke Partnerschaft zwischen Frankreich und Deutschland zu wünschen – wenn sie dabei hilft, eine soziale und fortschrittliche Gemeinschaft voranzubringen und die Mitgliedsstaaten zu einen. Doch gerade für den Zusammenhalt innerhalb der EU muss das Duo Paris/Berlin auch eines sein, das sich selbst und seine Vorschläge nicht zum Maß aller Dinge erhebt.

Beide müssen starke Beziehungen zu den anderen Mitgliedern unterhalten, bei ihren Vorschlägen müssen auch die Bedenken kleinerer Mitglieder Gehör finden. Sonst droht das Scheitern, weil genau diese unwillens sein werden, die Initiativen des deutsch-französischen Duos zu unterstützen.

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*1985, seit November 2017 Redakteurin für europäische und globale Politik im taz-Auslandsressort. Hat seit 2014 immer mal wieder für die taz gearbeitet, meistens für das Ressort Wirtschaft und Umwelt, und schreibt gern über die EU und über Entwicklungspolitik.

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