Theatertipps der Woche: Bildermacht im Kopf

Welten bauen oder gleich ganze Universen: Diese Woche steigt das Monologfestival, das DT zeigt „Der Idiot“, die Vagantenbühne „Wandersterne“.

Eine Astronautin steht auf einem Planet, der Boden scheint mit Seeanemonen übersäht zu sein

Zum Monologfestival: „Ein Tag im Universum“ von Nele Stuhler, Laura Eggert und Lisa C. Friederich Foto: StuhlerEggertFriederich

Zu den Verdiensten den TD Berlin in der Klosterstraße gehört die Entstaubung und Erweiterung des Formats „Monolog“. Seit das damals noch unter dem Label „Theaterdiscounter“ segelnde Theater in der Klosterstrasse 2007 zuerst das Monologfestival veranstaltete, hat sich der Blick auf dieses Format geweitet: Da redet sich nicht mehr einfach ei­ne:r einsam an der Rampe die Seele aus dem Leib. Hier werden Einblicke in diverse Universen von Individuen gegeben, als Künst­le­r:in­nen­po­si­tio­nen und mehr.

In diesem Jahr kuratiert das Duo Janette Mickan und Michael Müller bereits zum dritten Mal das Festival, das in diesem Jahr unter der Überschrift „Fantastische Zeiten“ hybrid stattfindet: also teils live (und das nicht nur im TD) und teils im Stream. Mit von der Partie sind versierte Monologisierer wie Dietmar Dath („Wie die Zukunft ihre Menschen spielt“ am 21.10., 19 Uhr) aber auch das Trio Nele Stuhler, Laura Eggert und Lisa Friedrich mit ihrem Christa-Wolf-Projekt „Ein Tag im Universum“ (21.+ 23.10., jeweils 21:15 Uhr). Oder „A Beginner’s Guide to Worldbuilding“ von Christoph Winkler und Lois Alexander (22.10, 21:15 Uhr + 23.10., 20 Uhr; Monolog-Festival: 21. bis 31. Oktober. Alle Infos: monologfestival.de).

Einer, der aus subjektiven An- und Einsichten Welten bauen konnte, war auch der Schriftsteller Fjodor M. Dostojewski. In seinem Roman „Der Idiot“ etwa, in dessen Zentrum ein junger Fürst steht, der nach einem mehrjährigen Aufenthalt in einem Schweizer Sanatorium wegen einer Erbschaft nach Moskau zurückkehrt. Er ist ein Fremder, ein anderer, der die Welt entsprechend fremd und anders sieht.

Im Deutschen Theater hat sich Sebastian Hartmann diesen Stoff aus dem Jahr 1868 vorgenommen, um mit seiner Hilfe eine Reise durch Dostojewskis Kopf zu unternehmen, in Ängste, Begierden und Sehnsüchte. Mit von der Partie sind Künstler:innen, die schon oft für Bildermacht und Atmosphären von Hartmanns Inszenierungen bürgten: der (Animations-)Künstler Tilo Baumgärtel, die Kostümbildnerin Adriana Braga Peretzki, DJ und Elektromusiker Samuel Wiese und der Videokünstler Voxi Bärenklau (Deutsches Theater: „Der Idiot“, Premiere 23. Oktober 19:30 Uhr).

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Scholem Aleichem, neu inszeniert

In der Charlottenburger Vagantenbühne, die bereits seit einer Weile vom frischen Wind junger Thea­ter­ma­che­r:in­nen durchgepustet wird, haben Julie Paucker und Sam Hunter einen alten Stoff des großen jiddischen Klassikers Scholem Aleichem in die Gegenwart gebracht. In „Blonzhende Stern“ („Wandersterne“) geht es um zwei junge Leute, die ihren traditionsgefesselten, erdrückenden Familienverhältnissen entkommen und einem Wandertheater beitreten.

Dort lernen sie die Welt und die Menschen neu und anders sehen. Der deutsch-amerikanische Regisseur Brian Bell hat den (in Deutschland kaum bekannten) Roman entdeckt und inszeniert nun das auf seiner Grundlage entstandene Stück „Wandersterne“ (20. + 21.10, jeweils 20 Uhr).

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