Sexueller Übergriff in Philadelphia: Vergewaltigung im Zug
Eine Frau wurde während einer Zugfahrt vergewaltigt. Laut Polizei griff niemand ein. Der Täter konnte gefasst werden. Nun sollen Überwachungskameras ausgewertet werden.
PHILADELPHIA dpa | Ein sexueller Übergriff auf eine Frau in einem Zug in der Ostküstenmetropole Philadelphia hat in den USA Entsetzen ausgelöst. Ersten Erkenntnissen zufolge haben mehrere Menschen in dem Zug nicht eingegriffen. Es sei „verstörend“, denn es seien definitiv Menschen im Zug gewesen, sagte Timothy Bernhardt vom zuständigen Polizeirevier. „Keiner hat eingegriffen oder irgendetwas getan, um der Frau zu helfen.“
Man sei aber aktuell noch dabei, die Aufnahmen der Überwachungskamera auszuwerten. Er könne daher noch nicht genau sagen, was die Menschen genau gesehen hätten. Der Vorfall zeige, „wo wir in der Gesellschaft stehen“.
Das Verbrechen hatte sich am Mittwochabend in einem Zug der Nahverkehrsgesellschaft Septa ereignet. Ein Septa-Mitarbeiter habe gemerkt, dass etwas nicht stimme, sagte Bernhardt. Der 35 Jahre alte polizeibekannte Täter wurde festgenommen, die Frau kam in ein Krankenhaus.
Bernhardt bezeichnete sie als „unglaublich starke Frau“. Opfer und der Täter hätten sich nicht gekannt. „Meiner Meinung nach gab es eine Menge Leute, die hätten eingreifen sollen, jemand hätte etwas tun sollen“, sagte er weiter.
Die Vergewaltigung sei eine „grausame Straftat“ gewesen, zitierten US-Medien ein Statement der Verkehrsgesellschaft. „Es waren noch andere Personen im Zug, die Zeugen dieser schrecklichen Tat wurden, und die Tat hätte möglicherweise früher beendet werden können, wenn ein Fahrgast den Notruf gewählt hätte“, hieß es demnach weiter.
Leser*innenkommentare
Meine_Meinung
In einem Land, in dem jeder bis an die Zähne bewaffnet herum laufen darf, ist Zivilcourage nicht ganz ungefährlich.
Sich da einem gewaltbereiten Menschen in den Weg zu stellen verlangt schon eine Menge Mut.
Ressourci
@Meine_Meinung Einen Notruf abzusetzen und aus sicherer Entfernung die Notbremse zu betätigen erfordert auch unter US amerikanischen Zuständen keinen besonderen Mut.
Außerdem ist doch das Argument für die absurde Bewaffnung in den USa der Selbstschutz, scheinbar gilt das aber nicht für den Schutz von bedrohten Dritten. Egoismus pur! Aber in einem System a la USA gilt der nächste auch nichts!
Michael Renper
Traurig der Mangel an Zivilcourage. Auch in Deutschland kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen dass solche Dinge vorkommen können. Vielleicht keine Vergewaltigung im Zug, aber randalieren und kleinere Gewalttätigkeiten sind üblich ohen das jemand eingreift.
Das Problem liegt dabei tiefer. Ich bin gerne hilfsbereit und "mische mich ein" wenn es nötig sein sollte. Habe dabei aber immer wieder schlechte Erfahrungen gemacht indem ich von "Konformitätsfanatikern" abgestrafft wurde.
Meine persönliche Erfahrung beruht auf mehrere Versuchen Jugendliche die in Zügen "randalieren" (meist angetrunken) in Schranken zu weißen. Dies führt regelmäßig dazu das besagt (unbeteiligte) "Konformisten" sich durch den Helfer gestört fühlen.
Etwas abstrakter: Eingreifen gegen Gewalt bedeutet Eskalation. Diese Eskalation wird paradoxerweise von vielen Mitmenschen als störender wahrgenommen als die ursprüngliche Gewalt. Wenn die Mehrheit einmal eine "Nur nicht Einmischen, geht mich doch nichts an." Haltung eingenommen hat ist es auch für eine hilfsbereite Minderheit nur noch sehr schwer möglich einzugreifen.