Mann stirbt nach Tasereinsatz

In Hannover ist am Freitag ein Mann gestorben, dessen Wohnung das SEK am Morgen gestürmt hatte

Von Michael Trammer

Im am dichtesten besiedelten Stadtteil der Gemeinde Garbsen „Auf der Horst“, der als multikulturell geprägt gilt, stürmte das Spezialeinsatzkommando der Polizei am frühen Freitagmorgen eine Wohnung. Ihr Bewohner, ein 39-jähriger Mann, starb am Abend im Krankenhaus.

Grund dafür könnte ein Distanzelektroimpulsgerät, auch „Taser“ genannt, sein. Dieser sei eingesetzt worden, um den Mann „kampfunfähig“ zu machen, sagt Oliver Eisenhauer, Sprecher der Staatsanwaltschaft Hannover, der taz am Telefon.

Der Einsatz begann damit, dass der Mann über den Notruf „wirre Angaben“ gemacht habe, über angeblich von ihm begangene Straftaten, heißt es in einer Mitteilung der Polizei Hannover. In seiner Wohnung habe er dann Po­li­zis­t*in­nen bedroht. Der Mann habe dabei einen metallischen Gegenstand und ein Messer in der Hand gehalten. Die Be­am­t*in­nen das Spezial­einsatzkommando (SEK) verständigt. Nachdem die Spezialeinheit die Wohnung gestürmt hatte, „verschlechterte sich sein Gesundheitszustand, so dass er zur Behandlung in ein Krankenhaus gebracht wurde“, heißt es weiter. Im Krankenhaus verstarb der Mann.

Laut Eisenhauer wurde nun ein Todesursachen-Ermittlungsverfahren eingeleitet. Mit einem Obduktionsergebnis sei in den kommenden Tagen zu rechnen. „Wenn sich daraus ein Anfangsverdacht für Fremdverschulden ergibt, wird gegebenenfalls ein Ermittlungsverfahren eingeleitet.“

Taser sind in Niedersachsen seit 2001 ausschließlich bei Spezialeinheiten im Einsatz und werden durch das 2019 erneuerte niedersächsische Polizei- und Ordnungsgesetz als Waffe kategorisiert. Immer wieder flammt eine Debatte über den Einsatz der Elektroschocker auf. Der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft Niedersachsen Patrick Seegers würde sie aber gerne landesweit bei Be­am­t*in­nen im Streifendienst im Einsatz sehen, sagte er der Bild.

In einer Stellungnahme von Amnesty International zu einem Entwurf des Gesetzes heißt es dagegen, die Gefährlichkeit von Tasern werde regelmäßig unterschätzt. Man habe zwischen 2001 und 2017 insgesamt 802 Todesfälle nach Taser-Einsatz in den USA dokumentiert. Amnesty begrüßte 2019 die Gesetzesbegründung, wonach auf einen Einsatz gegenüber Menschen unter Drogeneinfluss aus vorbeugenden Gründen verzichtet werden solle. Ob diese Maßgabe im aktuellen Fall des verstorbenen 39-Jährigen berücksichtigt wurde, werden Ermittlungen zeigen müssen.