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In Berlin ist das so

Foto: Wolfgang Maria Weber/TV-Yesterday/Fotofinder

Berlin ist Trendsetter***in. BER, Speedminton, nahtlose Kondome, Currywurst – you name it. Neuester Hype: die In-Begrüßung unter Freunden. Nicht: Guten Tag! Nicht: Hallo! Nicht Hallöchen! Nein, wie ein Virus verbreitet sich derzeit „Tachchen“.

Das heißt: Ich wünsche einen kleinen Tag. Und „ein kleiner Tag“ ist doch, was alle wollen: überschaubar, kontrollierbar, ohne böse Überraschungen. Nur indem die Ber­li­ne­r*in­nen nämlich das Große klein dachten, haben die, die das Kaiserreich, die Nazizeit und den Kalten Krieg überlebten, überlebt.

Wer den Berliner Humor verstehen will, soll überlegen, ob die Kunst, Großes händelbar zu machen, nicht A und O dabei ist. Vor einer Weile im Restaurant: Die Frau findet eine Fliege in der Suppe. „Kannst sie ja schön am Rand ablegen“, rät ihr Mann.

Oder diese andere Frau. Sie liegt beim Physiotherapeuten wie ich – zwischen uns ein Vorhang. Die Frau erzählt vom Wahlsonntag, wie sie zweimal zum Wahllokal ging und zweimal die Schlange riesig gewesen sei und sie nicht blieb. „Das hab ich noch nie erlebt“, sagt sie und seufzt wohlig. „Jetzt müssen die eben ohne mein Stimmchen auskommen.“

Waltraud Schwab

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