: Erzbischof darf nicht zurücktreten
Der Papst lehnt das Rücktrittsgesuch von Stefan Heße ab – trotz schlecht aufgearbeiteter Missbrauchsfälle
Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße soll im Amt bleiben. Papst Franziskus habe entschieden, das Rücktrittsgesuch Heßes im Zusammenhang mit Missbrauchsfällen im Erzbistum Köln, in dem Heße bis 2015 tätig war, nicht anzunehmen, teilte die Apostolische Nuntiatur am Mittwoch in Berlin mit.
Heße hatte Papst Franziskus am 18. März seinen Amtsverzicht angeboten und damit auf ein Rechtsgutachten zum Umgang mit Fällen sexuellen Missbrauchs im Erzbistum Köln reagiert. In der Studie waren Heße Pflichtverletzungen während seiner Zeit als Hauptabteilungsleiter Personalseelsorge und Generalvikar im Erzbistum Köln vorgeworfen worden.
Der Papst zweifelt die Ergebnisse der Untersuchung nicht an. Sie habe aber nicht ergeben, dass diese Fehler „mit der Absicht begangen wurden, Fälle sexuellen Missbrauchs zu vertuschen“. Der Papst sagt also: Heße hat Fehler gemacht – aber es war doch alles keine Absicht.
Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Georg Bätzing, begrüßte die Entscheidung. Damit ende „eine schwierige Zeit der Ungewissheit“. Von vielen Seiten kommt allerdings schwere Kritik. Die Reformbewegung „Wir sind Kirche“ fragt sich, „wofür Menschen in kirchlichen Leitungsdiensten dann überhaupt noch zur Verantwortung gezogen werden“. Der Kirchenrechtler Thomas Schüller kritisiert: „Für die Opfer sexualisierter Gewalt ist dies ein Schlag ins Gesicht.“ Der Theologe Daniel Bogner spricht von einem „verhängnisvollen Signal“. Heße selbst stellt sich auf einen schwierigen Neustart ein: „Mir ist durchaus bewusst, dass es nicht unbedingt leicht sein wird, meinen Dienst wieder aufzunehmen“, sagte er am Mittwoch in Hamburg. (dpa/afp)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen