geschämt: Lehrstunde zu Loverboys
Erst ist es die große Liebe: Der neue Freund ist aufmerksam, hört zu, kümmert sich. Ein Traummann. Ein Loverboy. Irgendwann kommen dann die Geldnöte: „Du bist die Einzige, die mir helfen kann. Es ist für uns. Und es ist doch nur das eine Mal.“ Der erste Schritt in die Prostitution. All die großen Gefühle – nur eine Masche.
In Hamburg startet die Diakonie am Mittwoch ein Beratungsangebot, um junge Mädchen und Frauen vor „Loverboys“ zu schützen. Die Anlaufstelle nennt sich „FairLove“ und die Hilfe dort ist kostenlos. Außerdem plant die Diakonie auch Veranstaltungen an Schulen, um Jugendliche für das Problem zu sensibilisieren.
Wie viele Frauen und Mädchen davon betroffen sind, ist allerdings schwer zu sagen. Bei den Polizeien fällt der Straftatbestand unter Zwangsprostitution. Und viele Betroffene zeigen das, was ihnen passiert ist, nicht an – weil die Scham so groß ist oder die Angst. Manchmal auch, weil sie noch Gefühle für den Täter haben.
Die Opfer sind nicht zufällig meist ziemlich jung: Sie sind anfälliger, weil sie noch nicht so viele Erfahrungen gemacht haben und auch noch nicht so richtig wissen, wo die eigenen Grenzen liegen. Gefällt mir das jetzt oder geht es zu weit? Nutzt mich mein Gegenüber aus oder braucht er wirklich Hilfe?
Loverboys nutzen Konflikte mit den Eltern oder in der Schule aus, um das Vertrauen der Mädchen zu gewinnen, wie es die Diakonie beschreibt. Dann isolieren sie diese, kappen Beziehungen zu Freunden und Familie. Da ist dann nur noch der Täter – und der liebt mich doch, oder? Trotz allem.
Das Angebot der Diakonie ist wichtig, weil es Mädchen stärkt und es wahrscheinlicher ist, dass sie solche Maschen erkennen. Aber warum muss es für Schüler*innen immer noch Glückssache sein, dass so eine Beratungsstelle mal in einer Projektwoche in ihrem Klassenzimmer auftaucht?
Mathe, Geschichte, Französisch, das ist alles wichtig. Aber die Schule hat den Auftrag, junge Menschen fürs Leben fit zu machen. Solche Inhalte gehören auf den Lehrplan. Denn auch eine selbstbestimmte Sexualität muss man erst lernen. Andrea Maestro
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen