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Die Kunst der Krise der Kunst

Vortrag in Hannover: Was macht Corona mit dem Mal-Markt?

Lehrt in Frankfurt am Main: Kunsthistorikerin Isabelle Graw Foto: Josephine Pryde

Von Alexander Diehl

Widersprüchliche Nachrichten: Von coronabedingten „Milliardenverlusten“ auf dem Kunstmarkt berichteten Anfang des Monats allerlei Medien; ein Geldanlage-Fachblatt hielt dagegen: „Kunst-Investments – die Pandemie als Chance für Investoren“. Die Krisenmeldung stützte sich auf ein damals recht frisches Gutachten des Wissenschaftlichen Dienstes des Bundestages. Darin heißt es unter anderem, dass in der Kulturwirtschaft die Umsätze im vergangenen Jahr um 19 Prozent zurückgegangen seien. Zu den davon am stärksten betroffenen „Teilmärkten“ zähle der für Bildende Kunst: „Auf das Umsatzniveau von vor 17 Jahren zurückgefallen“ sei der – mit einem Minus von 51 Prozent.

Wie das so ist, mit solchen Krisen: Sie betreffen nie alle Beteiligten. Und selbst unter denen, die sie betreffen, zeigen sich erhebliche Unterschiede. So kann die Kunstmarktexpertin der Deutschen Pensions & Investment Nachrichten, einem Corporate-Publishing-Produkt aus dem FAZ-Universum, Ruth Polleit Riechert, ihrem Publikum Hoffnung machen. Vorausgesetzt, sie kennen sich aus, „ergeben sich für Investoren besonders gute Gelegenheiten“, schreibt sie. Denn „aufgrund immer größer werdender finanzieller Engpässe müssen Sammlungen und Museen Teile ihrer Bestände verkaufen, nicht selten sind hochkarätige Werke darunter.“

Vortrag „Die Ökonomie der Malerei – Überlegungen zur besonderen Wertform des gemalten Bildes unter den Bedingungen einer Pandemie“: 19 Uhr, Kunstverein Hannover (auch online)

Dass sie „auf den Auktionsmärkten dieser Welt die höchsten Preise erzielen“, ist wiederum für die Kunsthistorikerin Isabelle Graw ein Indiz dafür, dass Gemälde in der Kunst noch immer eine besondere Stellung innehaben – dabei sei „die Malerei historisch bereits mehrfach wahlweise für tot, obsolet oder beendet erklärt“ worden: Das hat die Herausgeberin der Zeitschrift Texte zur Kunst 2012 geschrieben, in einer von etlichen Beschäftigungen mit der Malerei.

Im Rahmenprogramm zur dort noch bis Anfang August gezeigten Pieter-Schoolwerth-Ausstellung spricht Graw heute im Kunstverein Hannover: über die besondere Wertform des gemalten Bildes unter den Bedingungen einer Pandemie – und im Weiteren darüber, auf welch unsicherem Grund der Wert der Kunst sich wiederfindet in so einer besonderen Situation.

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