Svenja Jäger über eine Petition für gewaltfreie Ticketkontrollen: Die BVG will zurückgeliebt werden
Am Ende steht da noch dieses BVG-gelbe Plakat – „Weil wir uns fürchten“ steht darauf. Es erklärt mittels Grafiken, was Menschen tun können, wenn sie Zeug:innen einer BVG-Kontrolle werden, in der das Kontroll- und Sicherheitspersonal Menschen beschimpft, abwertet, anbrüllt oder körperlich attackiert.
Achan Malonda und Anna-Rebekka Helmy wollten dieses Plakat eigentlich BVG-Chefin Eva Kreienkamp übergeben. Die beiden Initiatorinnen einer Petition gegen Anzüglichkeiten, Machtmissbrauch, Diskriminierung und gewaltvolle Übergriffe des Kontroll- und Sicherheitspersonals der BVG trafen am Montag auf die Chefin des Verkehrsunternehmens, um ihr die 35.000 Unterschriften zu übergeben, die ihre vor vier Monaten gestartete Petition bekommen hat.
Die Unterschriften nahm Kreienkramp entgegen, das Plakat jedoch nicht. Aus Gründen, die Anna Helmy so zusammenfasst: „Die BVG erwartet, dass die Petition ein Ende findet.“ Dass diese sich ausschließlich gegen die BVG richte und nicht etwa auch gegen die S-Bahn oder die DB, das sei der Chefin des Verkehrsunternehmens „ein bisschen unfair“ erschienen: Immerhin habe sie ja Dialogbereitschaft signalisiert und die Petition zum Anlass genommen, sich bei der BVG zu verbessern. Doch so weit, die Grafiken der Kampagne mit den Handlungstipps zur Zivilcourage großflächig an Bushaltestellen und in U-Bahnhöfen zu plakatieren – so weit ging die Dialogbereitschaft der BVG dann doch noch nicht.
Im Nachgespräch zwischen Kreienkramp und den Initiatorinnen rückt zumindest ein Lösungsansatz in den Fokus: Mit dem Sicherheitspersonal, das zu drei Viertel outgesourcet ist, müsse angefangen werden. Dann könne die BVG nämlich auch mehr Verantwortung übernehmen. Ein weiteres Manko sei der intransparente Beschwerdevorgang zum Personal. Im Moment prüfe das die Stelle für erhöhtes Beförderungsentgelt, es fehle eine neutrale Stelle. „Bisher ist noch keine unserer Forderungen weder an die Politik noch an die BVG überhaupt nur annähernd umgesetzt worden“, sagt Initiatorin Helmy. Am 4. September wollen die Initiatorinnen mit einer Demo weiter Druck machen.
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