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„Wir bekommen meistens keine Rückmeldung“

Kerstin und Paul Heath suchen in Hamburg eine größere, aber bezahlbare Wohnung für sich und ihre beiden Kinder. Von der Vorstellung einer Vier-Zimmer-Wohnung haben sie sich verabschiedet, zu Besichtigungen eingeladen werden sie selten

Familie sucht Wohnung: Solche Zettel sieht man in den angesagten Hamburger Vierteln oft Foto: Miguel Ferraz

Protokoll André Zuschlag

Gerade junge Familien sind auf größere Wohnungen angewiesen. Und einen Mangel an Vier-Zimmer-Wohnungen gibt es in Städten wie Hamburg oder Bremen auch nicht. Doch tatsächlich müssen junge Familien aus vielen Gründen endlos danach suchen. Kerstin und Paul Heath wohnen mittlerweile zu viert in einer 65 Quadratmeter großen Drei-Zimmer-Wohnung in Hamburg-Wandsbek. Seit mehr als zwei Jahren suchen sie nach einer größeren Wohnung – bislang ohne Erfolg, wie sie erzählen:

Die Größe der Wohnung ist natürlich eine Frage der Perspektive. Unsere Wohnung hat drei Zimmer und ist insgesamt auch gut geschnitten. Wir wohnen seit fünf Jahren in dieser Wohnung und leben sehr gerne hier. Zu dritt ging das mit drei Zimmern, aber jetzt sind wir zu viert, von der Coronasituation, also ohne Kita und mit Homeoffice, mal ganz abgesehen.

Dank der Pandemie fangen unsere Tage schon um 6 Uhr an und hören irgendwann um 23 Uhr oder Mitternacht auf. Und das ist hart. Es gibt keinen Freiraum mehr, man kann nicht abschalten, und das ist auf die Dauer sehr anstrengend. Die Kinder sind nicht in dem Alter, in dem sie sich selbst beschäftigen können.

Es müssen auch keine vier Zimmer mehr sein, von diesem Anspruch haben wir uns schon lange getrennt. Zum einen, weil viele Immobilienmakler eindimensional denken: „Vier Zimmer gleich drei Mieter.“ Zum anderen, weil die Vier-Zimmer-Wohnungen meist in Stadtteilen liegen, die für uns nicht attraktiv sind. Wenn der Grundriss und die Quadrat­meterzahl stimmt, gehen auch drei Zimmer.

Noch vor der Geburt der Kleinen haben wir angefangen, nach einer größeren Wohnung zu suchen – sie wird jetzt bald zwei Jahre alt. Die Suche läuft extrem schleppend. Die Angebote, die infrage kommen, sind überschaubar. Und bei Anfragen bekommen wir meistens keine Rückmeldung und werden auch gar nicht erst zu einer Besichtigung eingeladen. Dabei sind wir beide berufstätig, an der Solvenz sollte es also nicht liegen.

Das Recht auf Wohnungstausch

Wie ernst es die Bundes-Grünen meinen, ist wohl erst nach der anstehenden Bundestagswahl zu sehen: Auf ihrem Parteitag 2019 hatten sie beschlossen, dass sie ein Recht auf Wohnungstausch einführen wollen. Unumstritten war das parteiintern nicht, doch Kritik am Vorschlag kam nicht aus inhaltlichen Gründen, sondern wegen rechtlicher Bedenken.

Die meist älteren Mieter:innen aus größeren Wohnungen sollen einfach mit einer jungen Familie, die bislang in einer kleineren Wohnung lebt, den Wohnraum tauschen können. Wichtig dabei ist, dass beide Parteien den jeweils anderen bestehenden Mietvertrag übernehmen – sie tauschen also die Mietverträge untereinander. Eine Zustimmung der Vermieter:innen ist nicht nötig.

Ein unzulässiger Eingriff in die Vertragsfreiheit der Vermieter:innen sei das, mahnen Kritiker:innen des Vorhabens aus den Haus- und Grundbesitzerverbänden – das sei rechtlich nicht durchsetzbar. Vermieter:innen würden durch den Tausch nicht schlechter gestellt, sagen hingegen die Befürworter:innen – und sehen kein juristisches Problem.

In Österreich gibt es bereits ein Recht auf Wohnungstausch. Voraussetzung ist ein wichtiger sozialer, gesundheitlicher oder beruflicher Grund. Liegt dieser, etwa bei kinderreichen Familien, vor, kann ein Gericht die fehlende Zustimmung des Vermieters notfalls ersetzen.

Es geht uns auch nicht um die Lage, also dass wir in einem besonders schicken Stadtteil wohnen wollen. Es ist aber eine Frage der Infrastruktur. Wir haben unsere Freunde hier, die Oma wohnt hier um die Ecke und beide Kinder sind in der Nähe in der Kita. Und für Kitaplätze gibt es ja mittlerweile eine Wartezeit von bis zu zwei Jahren, da lässt sich die Kita bei einem Umzug nicht so einfach wechseln.

Der Umkreis, der infrage kommt, ist gar nicht so klein. Das sind ja nicht nur die nächsten drei Straßenkreuzungen, wo wir hinziehen würden. Aber wir möchten nicht mehr als eine halbe Stunde zur Arbeit fahren müssen – das ist ein relativ großer Radius. Wir sind mit den Kindern weniger flexibel. Mit Vollzeitberuf sind die Kinder unter normalen Umständen auch Vollzeit in der Kita, da möchten wir nicht noch pendeln. Das ist die Zeit, die wir mit unseren Kindern verbringen möchten. Also würde ein Wegzug aus der Stadt für uns nicht infrage kommen.

Wir brauchen nur ein Zimmer oder 20 Quadratmeter mehr. Es muss also keine 120-Quadratmeter-Wohnung sein. Wir möchten uns aber auch nicht verschlechtern. Wir brauchen auch keine Luxuswohnung. Wir sehen aber nicht ein, für 20 zusätzliche Quadratmeter die doppelte Miete zu zahlen. Das ist ein Preis, der nicht akzeptabel ist. Der Mietenspiegel wird gar nicht erst berücksichtigt. Wir wollen das nicht zahlen, nicht weil wir es nicht können, sondern weil ich nicht einsehe, mehr als 30 bis 40 Prozent unseres Einkommens als Miete für eine Wohnung zahlen zu müssen. Das Geld gebe ich lieber für unsere Kinder und deren Zukunft aus.

Auf den Spielplätzen mit den anderen Eltern ist auch immer wieder Gesprächsthema: Die Vermieter wollen keine Kinder. Wir verstehen das nicht, warum Vermieter so sehr darauf bestehen, keine Kinder einziehen zu lassen. Ich kann es mir nur damit erklären, dass es Vermietern oft lieber ist, Kurzzeitmieter zu haben, um graduell die Mieten erhöhen zu können.

Wir haben alle Apps der Plattformen, auf denen Wohnungen angeboten werden, auf dem Handy. Damit wir die Benachrichtigungen bekommen, sobald eine Wohnung angeboten wird – da sind wir 24/7 auf Abruf und schauen sofort nach. Es dürften bis zu 20 Wohnungen sein, auf die wir uns pro Woche bewerben. Zu einer Besichtigung wurden wir seit Anfang des Jahres erst fünf Mal eingeladen.

Kerstin Heath (41) arbeitet im Marketing und ist schon in Hamburg aufgewachsen. Ihr Mann, Paul Heath (41), arbeitet im Bildungsbereich. Sie haben zwei Kinder.

Wir haben es auch schon mit den Wohnungstauschplattformen versucht. Wir hatten zwei Besichtigungen und in beiden Fällen war den anderen Tauschwilligen die Wohngegend, in der wir wohnen, zu laut. Das waren auch schöne Wohnungen, die angeboten wurden. Aber es gibt auf den Tauschplattformen auch nicht vieles, was infrage kommt.

Dabei gibt es doch Leute, die sich reduzieren wollen – etwa Ältere, die sich verkleinern wollen. Es ist allerdings verständlich, dass die nicht in eine kleinere Wohnung ziehen würden, wenn sie dann sehr wahrscheinlich mehr Miete zahlen müssen. Mit einem neuen Mietvertrag ist die kleinere Wohnung meistens teurer als die größere Wohnung mit dem alten Mietvertrag.

Familien brauchen aber den Raum. Die Politik sagt immer, dass sie Familien fördern will, aber es passiert nichts. Der Bedarf ist in den Städten da. Wieso bezuschusst man nicht die Mieten für ältere Menschen, wenn sie in kleinere Wohnungen ziehen wollen, aber die dann vielleicht etwas teurer sind? Man könnte doch die Differenz zum Quadratmeterpreis mit Zuschüssen decken und die Kriterien für die Wohnungswahl festlegen. Aber da kommt von der Politik nichts, auch wenn es doch viele Ideen gibt.

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