: Auf Solidarität setzen
Kirchengemeinden müssen rassistische Strukturen entlarven und beenden
Natürlich ist Rassismus auch in der Kirche ein Problem, weil er in unserer Gesellschaft vorkommt und rassistische Strukturen existieren. Es ist wichtig, das zu erkennen und dann die Bereitschaft zu haben, sich damit auseinanderzusetzen. Die Kirche positioniert sich gegen Rassismus, aber es gibt noch weiterhin einen großen Handlungsbedarf. In meinen Augen ist das gerade eine spannende Zeit, weil viel angestoßen wird und sich verändert.
Konkret könnte die Kirche viel stärker schauen, über welche Wegen beispielsweise neue Mitglieder gewonnen werden, wer da explizit adressiert wird und ob dies nicht erweitert werden kann. Das gilt auch für Angebote in der Kirche.
Neulich habe ich von einem Workshop-Wochenende des Landesjugendrings NRW gelesen, wo es ein Angebot für weiße Personen gab und gleichzeitig eines für People of Color. Später haben die beiden Gruppen dann gemeinsam an den Themen weitergearbeitet. Ich finde das einen guten Weg, weil manche Themen die Gruppen unterschiedlich betreffen, aber der gemeinsame Austausch sehr wichtig ist. Klar, zunächst steckt da der scheinbare Widerspruch drin, dass man die Unterschiede extrem hervorhebt. Ich denke aber, um die trennenden Strukturen zu überwinden, ist es wichtig, die eigenen Möglichkeiten und Privilegien zu benennen und sich derer bewusst zu werden.
Ich finde deshalb Veranstaltungen gut, in denen sich die weiße Mehrheitsgesellschaft mit den eigenen Privilegien auseinandersetzen muss. Ich glaube, nur so kann es gelingen, strukturellen Rassismus zu erkennen und dann auch entschieden anzugehen.
Ich habe mal gesagt, dass die Frage, wo ich denn wirklich herkomme, unangebracht ist. Denn diese Nachfrage unterstellt, dass ich nicht aus Deutschland kommen kann, beziehungsweise deutsch sein kann. Danach kamen auch viele Leute aus dem Jugendverband auf mich zu und sagten: „Das habe ich dich damals auch unreflektiert gefragt. Wie war das für dich?“ In solchen Momenten findet eine Sensibilisierung statt und indem ich das thematisiere, mache ich ein Gesprächsangebot.
Die junge Generation sorgt für mächtig Wirbel in den beiden Amtskirchen. Denn: Sie stellen sich lautstark gegen eingefahrene Strukturen und tradiertes Machtgebahren. Die taz hat fünf Aktivist:innen befragt, die sich ein Leben ohne die Kirche trotz allem nicht vorstellen können.
Sie kämpfen in ihren Gemeinden für mehr Klimaschutz, für bessere Arbeitsbedingungen in allen Branchen, für Gleichberechtigung und gegen strukturellen Rassismus. Auch für die Teilhabe von Menschen mit Behinderungen setzen sie sich ein.
Protokolle: Linda Gerner und Tanja Tricarico
Es muss aber auch klar sein, dass nicht alle PoC Lust oder die Kraft haben, ständig über Rassismus zu sprechen und ausgefragt zu werden. Ich persönlich freue mich aber über Nachfragen, auch wenn ich weiß, dass das Thema emotional und auch schmerzhaft sein kann – für beide Seiten. Ich glaube daran, dass man gemeinsam rassistische Strukturen überwinden kann und muss. Solidarität untereinander und weiße Menschen als Verbündete im Kampf gegen Rassismus zu wissen, ist mir sehr wichtig.
Priya George, 25
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