Parlamentswahl in Albanien: Ohne Perspektive

Albaniens Regierungschef Edi Rama war vor acht Jahren ein Hoffnungsträger. Seine Korruptionsverstrickungen machen ihn nun fast zur tragischen Figur.

Edi Rama, Ministerpräsident von Albanien, und seine Frau Linda Rama winken beim Verlassen eines Wahllokals

Edi Rama, Ministerpräsident von Albanien, und seine Frau Linda Rama beim Verlassen eines Wahllokals Foto: Hektor Pustina/ap/dpa

Wird in Albanien der alte Regierungschef auch der neue sein? Noch ist das nicht klar. Hat es Edi Rama mit seiner „sozialistisch“ genannten Partei trotz aller Skandale um seine Person, der weiterhin wuchernden Korruption, trotz der völlig vagen Versprechungen für eine bessere Zukunft des Landes doch wieder geschafft, sich an der Macht zu halten?

Weder die regierende „Sozialistische Partei“ noch die sich „Demokratische Partei“ nennende Opposition haben sich während des Wahlkampfes ein Programm gegeben, beide Seiten versuchten, mit sich überbietenden Versprechungen bei den Wählern zu punkten. Wenn Edi Rama eine goldene Zukunft mit einem Tourismusboom verheißt, dann vergisst er geflissentlich die Probleme zu benennen.

Es geht ja dabei nicht nur um den Einfluss bestimmter „Investoren“ (Geldwäscher?), die sich um alles scheren, nur nicht um einen sinnvollen Entwicklungsplan, der die Naturzerstörung, die mit dem Bauboom einhergeht, im Zaum hält. Mit Gewalt und mit Hilfe der Regierung haben diese Leute die herrliche Küste südlich von Tirana an sich gerissen.

Edi Rama hat keine Zukunftsperspektive mehr anzubieten. Dass ein Mann, ein Künstler, der vor acht Jahren ein echter Hoffnungsträger war, sich so tief in dem Gestrüpp aus Korruption und Unfähigkeit hat verstricken können, macht ihn fast zur tragischen Figur. Leider konnte die Opposition aus diesem Umstand nicht genug Profit schlagen.

Die Strategie des Oppositionsführers Lulzim Basha, die Gemeindewahlen zu boykottieren, war nicht sehr hilfreich, erlaubte sie doch den „Sozialisten“, ihre Macht bis ins kleinste Dorf auszuweiten. Immerhin wurde auf internationalen Druck hin das Wahlverfahren so verändert, dass Wahlbetrug jetzt nicht mehr so einfach ist.

Das könnte jetzt der Opposition zugutekommen. Jetzt kommt es darauf an, wie viele Sitze die beiden Lager erringen können. Die mit Lulzim Basha verbündete „Sozialistische Bewegung für Integration (LSI)“ könnte den Ausschlag zugunsten der Opposition geben. Dem Land wäre ein Machtwechsel zu wünschen.

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Erich Rathfelder ist taz-Korrespondent in Südosteuropa, wohnt in Sarajevo und in Split. Nach dem Studium der Geschichte und Politik in München und Berlin und Forschungaufenthalten in Lateinamerika kam er 1983 als West- und Osteuroparedakteur zur taz. Ab 1991 als Kriegsreporter im ehemaligen Jugoslawien tätig, versucht er heute als Korrespondent, Publizist und Filmemacher zur Verständigung der Menschen in diesem Raum beizutragen. Letzte Bücher: Kosovo- die Geschichte eines Konflikts, Suhrkamp 2010, Bosnien im Fokus, Berlin 2010, 2014 Doku Film über die Überlebenden der KZs in Prijedor 1992.

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