dritte welle
:

Zahlen steigen – und zwar nicht nur wegen mehr Tests

Anstieg der Neuinfektionen beschleunigt sich. Auch auf den Intensivstationen ist der Abwärtstrend vorbei

Von Malte Kreutzfeldt

Die Zahl der neu gemeldeten Coronainfektionen in Deutschland steigt immer schneller: Am Montag lag der Wert mit über 13.400 neuen Fällen 47 Prozent höher als eine Woche zuvor; gemittelt über die letzten 7 Tage beträgt der Anstieg im Wochenvergleich jetzt 30 Prozent.

Weil in der vergangenen Woche vielerorts erstmals kostenlose Schnelltests angeboten werden, kommt immer wieder die Frage auf, inwieweit diese für den Anstieg verantwortlich sind. Eine genaue Angabe hierzu ist nicht möglich, weil laut Bundesgesundheitsministerium weiterhin keine Zahlen dazu vorliegen, wie viele Schnelltests durchgeführt werden und wie viele davon durch einen positiven PCR-Test bestätigt werden; nur diese gehen in die Statistik ein.

Zahlen aus einzelnen Bundesländern geben jetzt aber zumindest einen groben Eindruck davon, welche Rolle die Schnelltests beim Anstieg der Zahlen spielen – nämlich keine entscheidende. So geht aus Zahlen des nordrhein-westfälischen Sozialministeriums hervor, dass dort in der vergangenen Woche etwa 800 positive Schnelltests auftraten. Selbst wenn alle davon per PCR bestätigt worden wären – wovon keineswegs auszugehen ist –, wäre damit nur ein Drittel des Anstiegs zu erklären, der in der letzten Woche in NRW verzeichnet wurde. Der reale Anteil dürfte deutlich niedriger sein.

In Baden-Württemberg wird erfasst, wie viele positive PCR-Tests aufgrund eines vorherigen positiven Schnelltests entstanden sind. Diese Zahl, über die zuerst der SWR berichtete, lag in der letzten Woche um 200 höher als in den Wochen zuvor. Die zusätzlichen Schnelltests könnten damit rund 12 Prozent des beobachteten Anstiegs der erfassten Infektionen erklären. Der Großteil des Anstiegs geht damit auf den wachsenden Anteil der stärker ansteckenden Virusmutation und auf die ersten Lockerungen zurück.

Deutliche Veränderungen gibt es bei den Altersgruppen, in denen die Neuinfektionen auftreten: Während die Zahlen bei Menschen über 85 in der letzten Woche weiterhin sanken, stiegen sie bei Jüngeren stärker an – am stärksten bei den 5- bis 9-Jährigen.

Gedreht hat sich auch der Trend auf den Intensivstationen: Nachdem die lange rückläufigen Zahlen etwa zwei Wochen lang stagniert hatten, zeichnet sich jetzt ein Anstieg ab: Am Mittwoch lag die Zahl der dort behandelten Co­ro­na­pa­ti­en­t*in­nen 4,5 Prozent höher als eine Woche zuvor. Die Zahl der Todesfälle ist dagegen weiterhin rückläufig, zuletzt allerdings etwas langsamer.