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Singdeinen Song!

Dieser Vogel hat einen seltsamen Namen. Aber darum soll es hier beim Warzenhonigfresser nicht gehen. Auch nicht um sein Federkleid, wenngleich manche ihn allein wegen seiner Farbkombination lieben werden („Schwarzgelbe Grüße, Hanna!“). Was den Warzenhonigfresser so besonders macht, ist seine traurige Geschichte. Die Art, die nur im Südosten Australiens vorkommt, ist akut vom Aussterben bedroht – und der Vogel verlernt deshalb seine Lieder.

Junge Männchen übernehmen die Melodien ihrer Art von älteren Männchen. Dabei gibt es noch regionale Unterschiede. Bei Brisbane singen die Vögel anders als in der Umgebung von Melbourne. Wie ein Warzenhonigfresser klingt, kann man sich auf der schönen Website ebird.org anhören.

Weil es in einigen Gebieten aber nur noch sehr wenige Vögel gibt, treffen junge Männchen zu selten auf ältere, um von ihnen die Lieder zu lernen. Wissenschaftler der Australian National University haben nun in einer Studie gezeigt, dass dort, wo es noch relativ viele Exemplare gibt, die Tiere komplexe Melodien trällern, während dort, wo es nur wenige gibt, die Lieder eintöniger werden. Mehr noch, einige Jungmännchen singen komplett „falsch“ – sie imitieren den Gesang anderer Arten.

Und diese Unfähigkeit, die richtigen Lieder zu erlernen, mindert – so legt die Studie nahe – die Chancen auf das Überleben der Art. Für Weibchen sind jene Männchen attraktiv, die formvollendet die richtigen Lieder singen, andere Männchen werden eher gemieden und haben seltener Nachwuchs. Eine fatale Spirale.

Man möchte den Tieren deshalb zurufen: Singt! Singt eure uralten Lieder! Singt um euer Leben! Denn wenn man den Warzenhonigfresser irgendwann nur noch im Onlinearchiv hören könnte, wäre die Welt nicht nur für Schwarzgelbfans ein Stück ärmer.Jan Pfaff

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