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„Uns ist Verlässlichkeit wichtig“

Carsten Boning von der Oldenburgischen Volkszeitung koordiniert die Aktion Sportler gegen Hunger aus dem Kreis Vechta. Trotz Corona-Einschränkungen hat sie in der letzten Saison 306.000 Euro eingebracht

Carsten Boning 46, arbeitet seit 1995 in der Sportredaktion der Oldenburgischen Volkszeitung (OV). Die Sportredaktion koordiniert die Aktion Sportler gegen Hunger.

Interview Teresa Wolny

taz: Herr Boning, die Möglichkeiten, Sport zu machen, waren diesen Winter begrenzt wie nie. Warum wurde bei der Aktion Sportler gegen Hunger (SGH) trotzdem ein Rekord bei der Spendensumme erreicht?

Carsten Boning: Dass es so gut funktioniert, liegt am Engagement in den Vereinen. SGH ist in vielen davon seit über drei Jahrzehnten verwurzelt. Da kam es nicht infrage, gar nichts zu machen. Keine einzige Veranstaltung konnte aber so stattfinden, wie man sie kennt, alle mussten Corona-konforme Alternativen suchen. Das hat sehr gut funktioniert und die Leute waren froh, in Zeiten des Lockdowns etwas machen zu können.

Wie kann man sich diese Corona-konformen Alternativen vorstellen?

Da gab es klassische Dinge wie alleine im Wald laufen – und wenn man zehn Kilometer schafft, geben Oma und Opa 100 Euro. Oder es gab Läufe, bei denen Zweier-Teams insgesamt 49 Stunden am Stück gelaufen sind. Die Organisations-Teams haben sich alle möglichen Varianten ausgedacht. Viele haben ihre Aktionen auf den sozialen Netzwerken geteilt, um trotzdem das Gefühl von Gemeinschaft zu haben. Es gab aber auch Aktionen wie einen Drive-In-Brötchenverkauf oder ein Weihnachtssingen zu Hause, bei dem allein 41.000 Euro gesammelt wurden.

Wohin geht das Geld?

Ein großer Teil geht an die Stiftung Menschen für Menschen, die seit den Anfängen von SGH 1984 unterstützt wird. Die damaligen Kollegen der Sportredaktion bei der Oldenburgischen Volkszeitung haben die Aktion initiiert, nachdem Bilder der Hungersnot in Äthiopien die Redaktion aufgerüttelt hatte, tätig zu werden. Seit 1994 werden auch Missionsschwestern aus dem Kreis Vechta unterstützt, die seit Jahrzehnten in verschiedenen afrikanischen Ländern tätig sind.

Entwicklungshilfe wird ja immer mehr kritisch diskutiert, weil dadurch Abhängigkeiten geschaffen werden. Wird das reflektiert?

Diese Debatte wird hier gar nicht geführt, es geht darum zu helfen. Das Geld, das eingenommen wird, fließt vor allem in Bildung – gerade bauen wir die vierte Schule in Äthiopien. Wir hatten zwar schon Anfragen, das Geld auch für andere Projekte zu spenden, haben uns aber dazu entschieden, bei dem zu bleiben, was wir machen: Am ­Dreieck SGH, Menschen für Menschen und den Missionsschwestern wird nicht gerüttelt.

Warum nicht dahin spenden, wo Geld aufgrund von aktuellen Krisen gebraucht wird?

Uns ist der Punkt der Verlässlichkeit sehr wichtig. Natürlich gibt es woanders auch Hungersnöte und Überschwemmungen, aber in Äthiopien ist die Hilfe genauso nötig. Dass die Leute Jahr für Jahr wissen, wo genau das Geld hingeht, ist ein Baustein des Erfolgs. Seit 2014 fließt ein großer Teil des Geldes zweckgebunden in den Bau von Schulen. Seitdem gab es eine noch größere Spendenbereitschaft.

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