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Jens Spahns Masken­geschenk

Die Pandemie hat die Nachfrage nach Produkten aus dem Apothekensortiment gesteigert – jedoch mit unterschiedlichen Auswirkungen auf stationäre und Versandapotheken. Als gutes Geschäft für stationäre Apotheken erwies sich besonders die von der Bundesregierung subventionierte Vergabe von FFP2-Masken. Das Bundesgesundheitsministerium vergütete dafür anfangs mit 6 Euro pro Maske. Grundlage dafür war, wie jetzt eine Recherche der Süddeutschen Zeitung ergab, eine „Preisstichprobenanalyse“ der Wirt­schafts­prü­fe­r:in­nen von EY.

Die hatten demnach, als die Masken noch knapp und die Preise entsprechend hoch waren, im Internet auf Vergleichsseiten gesucht – und darauf noch die Arbeitskosten der Apo­the­ke­r:in­nen draufgeschlagen. Die Einkaufspreise lagen jedoch später bei deutlich unter einem Euro – ein großartiges Geschäft für die Apotheke, auch, seit das Ministerium nur noch wie jetzt 3,90 Euro pro Maske bezahlt.

Basis war dabei zunächst nicht die Zahl der ausgegebenen Masken, sondern eine Pauschale, die unter anderem von der verkauften Menge verschreibungspflichtiger Medikamente abhing. In der ersten Runde der Maskenvergaben erhielt jede Apotheke ab Dezember so im Durchschnitt 25.000 Euro. Später wurden die Masken über Berechtigungsscheine abgerechnet, die an Menschen verschickt wurden, die älter als 60 sind oder bestimmte Vorerkrankungen haben. Die Gesamtkosten sollen sich auf über 2 Milliarden Euro belaufen.

Das Statistische Bundesamt sieht die Vor-Ort-Apotheken auch unabhängig davon als Gewinner: „Insgesamt verlief das Coronajahr 2020 für die Apotheken durchaus erfolgreich“, heißt es in einer Analyse vom Oktober. So sei der März 2020 für Apotheken der bislang umsatzstärkste Monat seit dem Beginn der Zeitreihe im Jahr 1994 gewesen mit einem Umsatzplus von 18,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Von Januar bis August 2020 verzeichneten sie demnach immer noch ein Plus von 3 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum.

Eine Studie des Beratungsunternehmens Sempora bilanziert dagegen für 2020 einen Rückgang von 3 Prozent beim Umsatz mit nicht verschreibungspflichtigen Medikamenten. Allerdings mache sich dieser Rückgang bei stationären Apotheken überproportional bemerkbar, während Versand­apotheken zugelegt hätten. Noch deutlicher wird die Diskrepanz im Weihnachtsgeschäft: Da hätten die Versand­apotheken ihre Umsätze im Vergleich zum Vorjahr um 31 Prozent gesteigert, während sie bei den stationären Apotheken um 11 Prozent zurückgegangen seien. Svenja Bergt

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