piwik no script img

Kirche öffnet sich für Obdachlose

Die Innenstadtkirche Unser Lieben Frauen bietet nachts Schutz vor dem Tod durch Erfrieren

Um obdachlose Menschen in Bremen angesichts der heftigen Frostperiode nachts vor dem Erfrieren zu bewahren, wird ab sofort die evangelische Innenstadtkirche Unser Lieben Frauen geöffnet. Sie biete täglich zwischen 19.30 Uhr und 10 Uhr des Folgetages Kälteschutz, sagte Kirchensprecherin Sabine Hatscher am Freitag. Unter Beteiligung der Sozialbehörde sei nach einem großen Raum für den Erfrierungsschutz gesucht worden. Er werde für Menschen benötigt, die nicht bewusst Notunterkünfte ansteuerten und meinten, die Nacht draußen überstehen zu können.

Polizei und Streetworker sprechen Obdachlose auf der Straße an und machen sie auf die Übernachtungsmöglichkeit aufmerksam. Die Kirche biete unter Beachtung eines Coronahygienekonzepts Platz für bis zu 40 Gäste, sagte Hatscher. Der Schutz solle für mindestens eine Woche angeboten werden. Für die Nächte zum Sonnabend und zum Sonntag hatten die Wetterdienste vor strengem Frost weit unter minus 10 Grad Celsius gewarnt.

In Bremen werden die Notunterkünfte nach Angaben der Sozialbehörde derzeit von 550 Menschen genutzt. Anders als sonst können sie tagsüber bleiben. Unterstützung gibt es auch durch die Bremer Straßenbahn AG. Sie hat auf der Bürgerweide einen Wärmebus postiert. Außerdem können derzeit wohnungs- und obdachlose Menschen kostenlos in Bussen und Bahnen des Unternehmens mitfahren, um sich aufzuwärmen.

Nach Angaben der Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe sind in diesem Winter bereits mindestens 20 wohnungslose Frauen und Männer in Deutschland in der Kälte gestorben. Allerdings sei von einer Dunkelziffer auszugehen. Nicht jeder Fall werde der Bundesarbeitsgemeinschaft bekannt. In Bremen gab es nach Informationen der Sozialbehörde dieses Jahr noch keine Kältetoten.

In Bremen gibt es schätzungsweise bis zu 600 obdachlose Menschen, darunter viele aus Rumänien und Bulgarien. Die Zahl der Wohnungslosen ohne feste Adresse ist weit höher. (epd)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen