: Alles in bester Ordnung
René Fasel, Chef des Eishockeyweltverbands, sucht vor der WM Nähe zu Belarus’ Diktator Lukaschenko
Von Barbara Oertel
Es gibt Bilder, die die gerade vertilgte Mahlzeit subito wieder auf dem Teller landen lassen. Minsk, Hauptstadt von Belarus, am vergangenen Montag: Noch-Präsident Alexander Lukaschenko empfängt René Fasel, Chef der Internationalen Eishockey-Föderation (IIHF). Die beiden umarmen sich freundschaftlich und schütteln einander lange die Hände.
Die Coronapandemie? Laut offizieller Propaganda ist das in Belarus ein zu vernachlässigendes Problem. Und Fazer war bereits mit dem Virus infiziert, weswegen eine für Dezember geplante Reise nach Belarus ausfallen musste.
Jetzt also freundliche Miene zum bösen Spiel. Denn für den Schweizer Funktionär geht es um was: die Eishockey-WM, die Lettland und Belarus vom 21. Mai bis zum 6. Juni ausrichten soll. Zur Erinnerung: Lukaschenko ist der Mann, der seit Monaten andauernde Proteste gegen seinen gefälschten Sieg bei der Wahl am 9. August 2020 brutal niederschlagen lässt und dabei auch Tote in Kauf nimmt. Und er ist ein Eishockey-Junkie.
Doch in seiner Welt ist, wie immer, alles in Ordnung. „Belarus ist sicher“, lässt Lukaschenko seinen Gast wissen. „Bei uns stürmen Protestierer und ähnliche Unzufriedene keine Regierungsgebäude und das ‚Kapitol‘ von Belarus.“ Wenn Lettland verzichte, richte Belarus die WM eben allein aus und das werde die beste WM der Geschichte. Und überhaupt: Sport und Politik sollten nicht miteinander vermischt werden.
Das sehen allerdings nicht alle so: Lettland hat bereits abgesagt und den Chef des belarussischen Eishockeyverbandes Dmitri Baskow zur „Persona non grata“ erklärt. Auch das Internationale Olympische Komitee (IOC) wurde endlich aktiv und schloss Lukaschenko von allen olympischen Aktivitäten einschließlich der Sommerspiele in Tokio aus.
Die belarussische Präsidentschaftskandidatin Swetlana Tichanowskaja meldete sich ebenfalls aus ihrem litauischen Exil zu Wort. Nur wenige Kilometer von dem Treffen seien Menschen unter inhumanen Bedingungen als politische Gefangene inhaftiert, schrieb sie auf Twitter.
Bei einer Sitzung am 25. und 26. Januar will sich der Rat des IIHF erneut mit der Causa Belarus befassen.
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