Wenn es Fehlpässe hagelt

Die Eintracht aus Braunschweig schlägt Tabellennachbarn FC St. Pauli in einem insgesamt eher schwachen Spiel mit 2:1. Dabei waren die Hamburger in diesem Zweitliga-Duell sogar in Führung gegangen

Von Marc Halupczok

Das Spiel ist 77 handgestoppte Sekunden alt, da zappelt der Ball schon im Netz der Heimmannschaft. Maximilian Dittgen, einziger FC-St.-Pauli-Neuzugang in der Startelf im Vergleich zur Vorwoche, trifft aus rund 18 Metern nach Vorlage von Daniel-Kofi Kyereh ins linke untere Eck. Eintracht-Braunschweig-Keeper Jasmin Fejzić, nach wochenlangen Diskussionen wieder die Nummer eins im Tor, hat keine Chance. Wer jedoch geglaubt hat, dass es in diesem Tempo weitergeht, sieht sich getäuscht.

Beide Mannschaften sind unter verschiedenen Vorzeichen in dieses Duell gestartet. Braunschweig als etwas glücklicher Aufsteiger in die Zweite Fußball-Bundesliga, dem es nur um den Klassenerhalt geht, und der FC St. Pauli, der gefühlt ins obere Mittelfeld der Tabelle gehört, aber im Tabellenkeller festhängt. Im Eintracht-Stadion an der Hamburger Straße geht es aber bei beiden Mannschaften um puren Existenzkampf und das merkt man dem Spiel an.

Es hagelt Fehlpässe und Ballverluste, kaum eine Aktion wird konsequent zu Ende gespielt. Dazu kommt der Rasen, der eher an eine begrünte Sandkuhle erinnert. Und dann ist da noch das Schiedsrichtergespann um Timo Gerach, das sich leistungsmäßig den Akteuren anpasst und eine skurrile Entscheidung nach der nächsten trifft. Entscheidungen für Freistöße und Einwürfe wirken wie ausgewürfelt, von den Trainerbänken kommt lautstarker Spott.

Und sonst? Für die Eintracht versucht es Felix Kross zweimal aus dem Rückraum, beide Schüsse gehen weit über das Tor hinaus. Kyereh zieht auf der Gegenseite auch aus der Distanz ab, sein Schuss wird abgefälscht. Viel mehr ist nicht zu wollen.

Im Verwaltungsmodus

Die zweite Halbzeit knüpft zu Beginn dort an, wo die erste endete. Eintracht-Braunschweig-Abwehrspieler Robin Ziegele, der für den verletzten Benjamin Kessel ins Spiel gekommen ist, führt sich mit einer wahren Fehlpasskaskade ein. Und doch, die Braunschweiger sind plötzlich griffiger und gleichen technische Mängel durch Einsatz aus. Die Gäste aus Hamburg schalten in den Verwaltungsmodus und lassen die Eintracht anrennen –unterbrochen lediglich von zwei halbgaren Chancen des eingewechselten Lukas Daschner. Lange geht das Geduldsspiel gut, bis Marcel Bär im Sechzehner zwischen zwei Abwehrspielern an den Ball kommt, ihn über den spät herausstürmenden Robin Himmelmann lupft und trifft. Zu diesem Zeitpunkt sind noch rund 25 Minuten zu spielen. Keine zwei Minuten später eine nahezu identische Situation, aber dieses Mal verzieht Bär.

Als sich alle schon mit dem Unentschieden abgefunden haben, schickt Danilo Wiebe in der 82. Minute den kurz zuvor eingewechselten Fabio Kaufmann, Pauli-Verteidiger Daniel Buballa grätscht ins Nichts, der Ball trudelt ins Netz. Erst jetzt erwachen die Hamburger aus ihrem Schlummer. Finn Ole Becker und der erst 17-jährige Igor Matanovic scheitern aber am großartig reagierenden Fejzić und müssen sich fragen lassen, warum sie mal wieder ohne Punkte dastehen.