Verklappung von Schlick in der Nordsee: Ökos stellen Hamburg unter Aufsicht

Umweltverbände wollen mitreden, ob Sediment, das die Zufahrt zum Hamburger Hafen verstopft, in die Nordsee gepumpt werden darf.

Grünes Schiff mit Rüssel auf dem Wasser

Ordentlich was zu tun: Baggerschiff, hier bei der Fahrrinnenvertiefung Foto: Axel Heimken/dpa

HAMBURG taz | Umweltverbände wehren sich dagegen, dass der Hamburger Senat ohne besondere Umweltprüfung Hafenschlick in der Nordsee versenken könnte. Nach einem Rechtsgutachten im Auftrag des Nabu, BUND und WWF müsste der Senat prüfen, ob seine Pläne mit europäischen Umweltschutzvorschriften vereinbar sind – und die Verbände daran beteiligen.

„Wenn sich im Rahmen dieses Verfahrens herausstellt, dass vergiftete und verdriftete Schlickbestandteile die Lebensräume des Wattenmeeres bedrohen, werden wir verhindern, dass Hamburg das Weltnaturerbe zum Mülleimer der Hafenwirtschaft macht“, kündigten die Verbände an.

Hamburg kämpft mit dem Problem, dass es immer mehr Sand und Schlick aus der Elbe baggern muss, um die Zufahrt zu seinem Hafen frei zu halten. Ursache des Phänomens ist, dass die Flut mehr Sediment die Elbe hinauf transportiert als die Ebbe Richtung Meer schwemmen kann.

Um das Problem zu bewältigen, planen Hamburg und der Bund neue Überflutungsflächen und Unterwasserhindernisse, die den Strom dämpfen sollen. Doch bis dahin müssen die riesigen Mengen Schlick irgendwo hin. Eine Ablagerungsfläche im schleswig-holsteinischen Teil der Nordsee wird absehbar volllaufen, weshalb die Wirtschaftsbehörde eine neue Fläche bei der Insel Scharhörn ins Auge gefasst hat.

Das Weltnaturerbe dürfe nicht zum Mülleimer der Hafenwirtschaft werden

Die läge nun aber direkt neben dem Nationalpark Hamburgisches Wattenmeer, einem europäischen Naturschutzgebiet nach der FFH- und Vogelschutzrichtlinie. Wenn dessen Beeinträchtigung nicht auszuschließen ist, müsse der Senat eine Verträglichkeitsprüfung machen und dabei die Naturschutzverbände beteiligen, sagte der Anwalt Rüdiger Nebelsieck. Das lege die jüngste EU-Rechtsprechung nahe.

Die Wirtschaftsbehörde prüft mehrere Standorte. Die Pläne seien in einem sehr frühen Stadium. Für das Gebiet bei Scharhörn würden „erste Beprobungen und Verdriftungsprognosen“ gemacht, um die Eignung zu prüfen. Für eine Aussage, ob das Wattenmeer gefährdet würde, sei es noch zu früh. „Die rechtlichen Anforderungen an ein mögliches Genehmigungsverfahren werden noch Gegenstand senatsinterner Überlegungen sein“, teilte die Behörde mit.

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