: Machtkampf nach Wahldesaster
WAHLNACHLESE In Eimsbüttels SPD brechen die Fronten nach der Schlappe von Danial Ilkhanipour offen auf. Der verkündet bereits seine nächste Kandidatur
Die Messer werden gewetzt. Nach ihrem Wahldebakel rüstet sich die an der Kandidatenfrage bislang gespaltene Eimsbütteler SPD zu einer Wahlnachbereitung, bei der kein Stein auf dem anderen bleiben dürfte. Der erste Showdown wird am Mittwoch erwartet, wenn der Kreisvorstand das Ergebnis bewerten und Konsequenzen daraus ziehen wird.
Am Sonntag hatte Danial Ilkhanipour der Eimsbütteler SPD ein desaströses Ergebnis beschert: Bei den Zweitstimmen lieferten sich SPD und CDU im traditionell „roten“ Eimsbüttel ein Fotofinish, das die Union mit genau zwei Mehrstimmen gewann.
Noch eindeutiger war der Verlust bei den Erststimmen für den Eimsbütteler Wahlkreiskandidaten Ilkhanipour: Hier brach er mit 33.377 Stimmen (23,8 Prozent) ein. Er halbierte das Ergebnis von 2005 (45,1) und wurde nicht nur vom CDU-Kandidaten Rüdiger Kruse (31,3) abgehängt. Auch die GAL-Spitzenfrau Krista Sager (25,9) überholte den SPD-Kandidaten. In allen anderen Wahlkreisen dagegen gewann die SPD erhebliche Mengen von Erststimmen von Wählern der Linken und der Grünen dazu.
„Diesen Erdrutsch kann Ilkhanipour nicht auf eine mangelhafte Unterstützung zurückführen, sondern nur sich selbst anlasten“, sagt ein Eimsbüttler SPD-Funktionär und ergänzt: „Wenn er nur etwas Anstand besitzt, räumt Ilkhanipour seine Niederlage ein und verabschiedet sich aus der Hamburger Politik.“
Das aber hat der Kandidat mitnichten vor. Noch am Wahlabend verkündete Ilkhanipour, er werde „wieder für den Bundestag kandidieren“. Eine Ankündigung die innerhalb weiter Teile der Eimsbütteler SPD nur Kopfschütteln auslöst. „Er hat die Eimsbütteler SPD zerrissen, und das Wahlergebnis halbiert – was muss eigentlich noch passieren?“, fragt ein fassungsloser Genosse. Entsetzt von Ilkhanipours Kandidatur-Absichten ist auch der Eimsbütteler Kreisvorsitzende Milan Pein. Sein Rat an den Wahlverlierer: „Sich erstmal zurückzulehnen und dieses Alptraum-Gewitter sehr selbstkritisch zu reflektieren.“
Innerhalb der Eimsbütteler SPD denkt man nach Ilkhanipours Kampfansage deshalb schon weiter – denn bereits im kommenden März steht die Neuwahl sämtlicher Distriktsvorstände an. „Wir befürchten, dass Ilkhanipour versuchen wird, über seine Gefolgsleute die Distrikte zu übernehmen“, sagt ein Mitglied des Kreisvorstandes. Die Ilkhanipour-Gegner wollen nun versuchen, ihrerseits in sämtlichen Wahlversammlungen „Mehrheiten zu organisieren“, um die Ilkhanipour-Anhänger aus den Distriktsvorständen zu drängen.
Nach der Wahl ist vor der Wahl und schon jetzt gehe es darum, „den nächsten Bundestagskandidaten aufzubauen“. Der neue könnte der alte sein: Schon am Tag nach der Wahl wurde innerhalb der Eimsbütteler SPD eifrig über ein Comeback von Niels Annen diskutiert. MARCO CARINI