: Und es hat Zoooooom gemacht!
Wie aus der Idee, eine Gruppe irakischer Journalistinnen nach Berlin einzuladen, ein mehr als einjähriges Onlineprojekt wurde, in dem es um Mut, Entschlossenheit, aber vor allem um einen Austausch auf Augenhöhe geht
Wie ist die Idee zu dem Workshop entstanden?
Vor gut einem Jahr beim Besuch eines kleinen, von Frauen betriebenen Radiosenders für Geflüchtete im nordirakischen Halabdscha berichteten die Journalistinnen, woran es fehlt – an allem. Technische und finanzielle Ressourcen, Unterstützung durch die patriarchalische Gesellschaft, Schutz vor physischer und digitaler Gewalt gegen Frauen.
Nur eines haben die Kolleginnen im Überfluss: Mut und Entschlossenheit, ein tägliches Programm zu produzieren. Gemeinsam entwickelten wir die Idee eines Workshops, bei dem nordirakische Journalistinnen sich austauschen und enger vernetzen sollten.
Doch Corona veränderte auch diese Pläne. Aus einem einwöchigen Seminar in Berlin wurde ein in jeder Hinsicht neues, fünfzehnmonatiges Panter-Projekt.
Was machen wir?
Mitte Oktober begannen die ersten von insgesamt 28 digitalen Workshops. In den Seminaren diskutieren Experten aus dem Irak und Deutschland Themen, über die irakische Journalistinnen selten berichten (dürfen): Frauen in den Medien, Korruption, Migration, Wahlen, Krise, Minderheiten usw.
Danach erarbeiten die Teilnehmerinnen mit Unterstützung erfahrener Journalistinnen aus Bagdad und Berlin eigene Beiträge für irakische und deutsche Medien. Im November 2021 werden die 18 Journalistinnen für eine Woche Berlin besuchen. Sollte dies wegen der Pandemie nicht möglich sein, werden wir eine internationale, digitale Vernetzungskonferenz organisieren.
Was ist das Ziel des Projekts?
Journalistischer Austausch und Dialog auf Augenhöhe; Ermutigung, den Widerständen gegen Frauen im Journalismus zu trotzen.
Wie wird unter Coronabedingungen in einem digitalen Workshop gearbeitet?
Die Onlineseminare werden als Zoom-Meetings organisiert, d. h. wir arbeiten zwischen Berlin, Bagdad und Basra in einem digitalen Tagungshaus mit Vorträgen, Diskussionen, Übungen. Wir reden in Englisch, Arabisch und Kurdisch – mit Simultanübersetzung. Referentinnen aus dem Irak und Europa werden zugeschaltet. Die journalistische Arbeit an Texten unterstützen erfahrene Journalistinnen und Trainerinnen zusätzlich in einer Whatsapp-Gruppe.
Welche Schwierigkeiten müssen gemeistert werden?
Das größte Problem ist die fehlende persönliche Begegnung, bei der man Vertrauen aufbauen, individuelle Probleme oder Spannungen in der Gruppe besprechen kann. Zudem kommunizieren wir in drei Sprachen, jeweils simultan oder in der Whatsapp-Gruppe per Translator-App übersetzt.
Wer finanziert das Projekt?
Das Auswärtige Amt fördert das Projekt mit einer Summe von rund 120.000 Euro, und die taz Panter Stiftung steuert 40.000 Euro an Spendengeldern bei.
Was wünscht ihr euch für den Workshop?
Wir wünschen uns weiterhin muntere Debatten in den Seminaren; spannende Geschichten, Interviews oder Videos aus dem Irak – und in einem Jahr die Gruppe in Berlin begrüßen zu können.
Petra Bornhöft(Kuratoriumsmitglied, Berlin)Sven Recker (Autor und Journalist, Berlin)
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