: Überleben für Anfänger
Coronafolgen für die Wirtschaft haben Wissenschaftler*innen an Bremer Beispielen untersucht. Für Start-ups waren staatliche Unterstützung und die eigene Flexibilität existenziell
Wie hat die Coronakrise das Wirtschaften verändert? Für Bremen wurde diese Frage nun wissenschaftlich untersucht: Die Uni Bremen, das Hamburgische Weltwirtschaftsinstitut (HWWI), die Hochschule Bremen, die Hochschule Bremerhaven und die Jacobs University haben sich mit den Folgen der Pandemie für den Zwei-Städte-Staat befasst.
Analysiert wurden die Auswirkungen auf die Innovationspolitik und den strukturellen Wandel. So hat sich etwa der Wirtschaftswissenschaftler Jörg Freiling von der Uni Bremen mit den Überlebensstrategien Bremer Start-ups in der Krise beschäftigt. Diese neugegründeten Unternehmen mit – per definitionem – einer innovativen Geschäftsidee gelten in der Wirtschaftswissenschaft ohnehin als besonders verletzlich: Nur etwa die Hälfte übersteht demnach die ersten fünf Jahre. Wie Start-ups unter den Voraussetzungen einer plötzlichen und globalen Krise überleben können, zeigt Freiling am Beispiel von drei Bremer Start-ups.
Das Unternehmen „Bremensailing“, das Segeltörns vermittelt, wandte sich mit einer Crowdfunding-Aktion an private Unterstützer*innen: Gegen Zuwendungen wurden Gutscheine für künftige Törns vergeben. 30.000 Euro konnten so das Überleben sichern. Das spanische Tapas-Restaurant Muchos Más dagegen stellte mit dem Lockdown gleich sein ganzes Geschäftskonzept um: In den Räumen des Restaurants wurde kurzerhand ein Geschäft für spanische Spezialitäten eröffnet. Die Umsätze gingen in der Folge zwar zurück, jedoch nicht existenzbedrohend.
Mit „Huddy“ zeigt Freiling auch das Beispiel eines Start-ups als Krisengewinner. Das Ladengeschäft für Fair-Trade-Mode, die pro Bestellung hergestellt wird, erschloss sich neue Märkte – zunächst über die Herstellung von einfachen Mund-Nasen-Masken, später über die von Spezialmasken. Für Freiling ein Beleg für die Flexibilität von Start-ups.
Voraussetzung für die erfolgreichen Strategien war laut Freiling neben der Innovation auch die grundlegende Sicherheit durch die staatliche Unterstützung: Nicht rückzahlbare Soforthilfen und die Chance auf Kredite vom Staat hätten sich insgesamt als wirksam erwiesen. (taz)
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