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Nach 25 Jahren

Notizbuch: Kracht setzt „Faserland“ fort

Am Schluss von „Faserland“, man erinnert sich, sucht der Erzähler erst nach dem Grab von Thomas Mann („Ich würde ihnen von Deutschland erzählen, von dem großen Land im Norden, von der großen Maschine, die sich selbst baut, da unten im Flachland“) und lässt sich dann in die Mitte des Zürichsees rudern. Als „Faserland“, das Debüt von Christian Kracht, 1995 herauskam, war ich Anfang dreißig und hatte das Gefühl, zu alt für diese Party zu sein. Etwas war „neu“ an diesem Buch, das war klar, doch zum Beispiel an dem „Also“, mit dem die Beschreibungen immer wieder einsetzen, fiel mir auch das Konstruierte auf. „Also“, das hieß: Ja, wir haben alle den „Fänger im Roggen“ als Pubertierende gelesen – die kunstvolle Alltagssprache, Method Acting –, aber das haben wir doch drauf, lass uns da kein Ding mehr draus machen! Das erschien mir auch vermessen. Immerhin kann ich das, was die Literaturwissenschaft inzwischen auch herausgefunden hat, als Zeitzeuge bestätigen: „Faserland“ markierte eine Zäsur. Von da an gingen wirklich keine Handke-Variationen („Die Angst des x vor dem y“, „Der lange Film zum kurzen Abschied“) als Feuilletonüberschriften mehr.

Nun begegnet einem dieser Erzähler wieder, gleich als gemalter Coverboy des Katalogs von Kiepenheuer & Witsch – und er sieht ganz anders als Christian Kracht aus. „Eurotrash“, ausdrücklich die Fortsetzung nach 25 Jahren, wird im kommenden März erscheinen. Und auch das „Also“ ist wieder da: „Also, ich musste wieder auf ein paar Tage nach Zürich. Es war ganz schrecklich.“ So fängt das Buch offenbar an. Und man denkt: Interessant. Aber auch: 25 Jahre! Wow. (drk)

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