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Luft nach unten

Mit dem 5:3 gegen Duisburg und sieben Punkten Vorsprung auf die Abstiegsplätze vergrößert Werder Bremens Frauen-Team die Chance, sich in der Ersten Bundesliga zu etablieren

Von Ralf Lorenzen

Der Bereich östlich vom Bremer Weser-Stadion wirkt an diesem Samstagnachmittag noch etwas trister als der Rest der Stadt. Wo sich sonst am Wochenende Fußballmannschaften aller Altersklassen tummeln, erstreckt sich aufgrund des Shutdowns im Amateur- und Jugendfußball gähnende Leere. Ein paar Bewohner des Werder-Internats drehen im Nieselregen eine Joggingrunde oder machen ihre Dehnübungen. Dass da ganz hinten in der Pauliner Marsch doch noch ein Spiel stattfindet, erkennt man nur an dem einsamen Ordner, der an der langen Zufahrt Wache schiebt.

„Wir haben die Sondersituation, dass die Profiligen spielen dürfen und die Frauen-Bundesliga als Profiliga gilt“, sagt Werder Bremens Präsident Hubertus Hess-Grunewald auf der Haupttribüne, wo er neben ein paar Medienleuten, Werder-Mitarbeitern und verletzten Spielerinnen einziger Gast auf der Tribüne ist. „Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass Werder in dieser Liga dabei ist, deshalb ist es eine Auszeichnung, dass wir heute hier spielen können.“

Heute heißt der Gegner MSV Duisburg und steht in der Tabelle da, wo Werder nach seinem dritten Aufstieg seit 2014 auf keinen Fall landen will: auf dem vorletzten Platz, der – wie schon zweimal – den Abstieg bedeuten würde. Beide gehören zu den Teams der Ersten Frauen-Bundesliga, bei denen die wenigsten Spielerinnen vom Fußball leben können. Die finanzielle Schere von den Krösussen VFL Wolfsburg und Bayern München bis zu Underdogs wie Werder oder dem SV Meppen ist so groß, dass schon vor Saisonbeginn klar war, wer um die Meisterschaft und wer um den Abstieg spielt.

Spielerische Fortschritte

Samstag nutzte Werder die Chance, sich gegen einen direkten Konkurrenten um sieben Punkte von den Abstiegsplätzen zu entfernen. Genauso wichtig sind die unverkennbaren spielerischen Fortschritte der Mannschaft, die auch vor dieser Saison wieder wichtige Spielerinnen abgeben musste. Bevor diese allerdings zum Tragen kamen, stand es nach einer nervösen und hektischen Anfangsphase bereits in der 20. Minute 2:2. Die überlegenen Bremerinnen profitierten dabei von zwei ungeschickten Fouls, die Agata Tarczynska per Elfmeter und Katharina Schiechtl per indirektem Freistoß zur zweimaligen Führung nutzten. Die Gäste spielten hauptsächlich lange Bälle auf ihre wuchtigen Angreiferinnen und konnten beide Male gegen die anfangs schlecht gestaffelte Abwehr der Bremerinnen ausgleichen.

Ab dem sehr schön herausgespielten 3:2 durch Nina Lührßen in der 21. Minute zeigten die Bremerinnen über große Strecken den Fußball, den Trainer Alexander Kluge von ihnen sehen will – und den das Männer-Bundesligateam bislang vermissen lässt: geordneter Aufbau, viel Ballbesitz, schnelle Pässe und tiefe Läufe hinter die gegnerische Abwehr.

Von „schönen Kombinationen“, die den Weg zu den Stürmerinnen fanden, schwärmt anschließend auch Neuzugang und zweifache Torschützin Tarczynska. Die Stürmerin gibt dem jungen Team gemeinsam mit den beiden neuen Mittelfeldspielerinnen Margarita Gidion und Ricarda Walkling Qualität und Stabilität. Besonders Walkling sprühte am Samstag vor Spielfreude und bereitete die letzten drei Treffer zum Zwischenstand von 5:2 vor.

Talente aus der Region

Dass das Abwehrverhalten noch nicht auf dem hohen Niveau wie die Offensive funktioniert, wird deutlich, als nach dem 3:5-Anschlusstor der Duisburgerinnen doch noch einmal das Zittern begann. Insgesamt aber zahlt sich der Weg aus, den Werders Frauenabteilung seit der Gründung 2007 begonnen hat: Mit überschaubaren, aber soliden Mitteln eine Mannschaft wachsen zu lassen, deren Stamm aus dem eigenen Nachwuchs und Talenten aus der Region gebildet, aber gezielt mit erfahrenen Spielerinnen verstärkt wird.

„Wir müssen den Weg weiterentwickeln, den Frauenfußball weiter finanziell stärken, Infrastruktur und Logistik ausbauen“, skizziert Hess-Grunewald die nächsten Schritte. Die Spitzenteams mit den Etats von drei bis vier Millionen Euro werden auch künftig unerreichbar bleiben. „Aber wir wollen uns als Klub etablieren, der immer dabei ist“, sagt der am Samstag sichtlich zufriedene Präsident. „Im Frauenfußball erstklassig präsent zu sein, ist Teil des Markenkerns von Werder Bremen.“

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