: Vom Skunk zum Superfood
Früher vor allem als Rauschmittel geschätzt, ist Hanf nun auf dem veganen Speiseplan zu Hause
Mitte der 1990er Jahre kommt es zum Comeback einer uralten Nutzpflanze: Cannabis. THC-reiches Marihuana und Haschisch sollen nicht nur den alten Hippietraum vom soften Turn wahr machen, sondern THC-armer Hanf als Rohstoff – etwa für Kleidung und Dämmstoffe – uns auch in eine nachhaltige Zukunft führen.
Bundesweit eröffnen in dieser Zeit Headshops, die vor allem für den Cannabis-Konsum, aber auch das ein oder andere T-Shirt aus Hanf verkaufen. Es gibt mehrere Hanf-Magazine, und die taz bringt zwei Mal im Jahr ein bis zu 24 Seiten schweres „hanf spezial“ im Tabloid-Format heraus. Im Editorial von 1995 heißt es: „Die einen warnen davor, dass die Etablierung des Rohstoffes durch das schmuddelige Kifferimage gebremst wird. Andere sehen nun die Chance, im Schatten des Rohstoffes mehr Akzeptanz für Haschisch zu erlangen.“
Über 20 Jahre später ist Cannabis hierzulande weiterhin illegal – und laut Drogenbericht der Bundesregierung der gefragteste verbotene Stoff in Deutschland. Auch die Potenziale des Nutzhanfes sind bei Weitem nicht ausgeschöpft, was in erster Linie an den bis heute strengen Anbauvorschriften in Deutschland liegt.
Dafür kommt Nutzhanf nun bei Veganern vermehrt auf den Teller und gilt inzwischen als „Superfood“: „Vollgepackt mit hochwertigen Ölen, Proteinen und Vitaminen ist er für Veganer ein Must-Have auf dem täglichen Speiseplan“, heißt es etwa auf der Webseite „VeganBlatt“. Auch bei Textilien ist Hanf für Veganer und Slow-Fashion-Aficionados eine Alternative. Denn die Pflanze braucht deutlich weniger Wasser als beispielsweise Baumwolle – und ihre Fasern sind extrem haltbar.
Veganer, die selber kiffen, sollten vor allem aber die Herstellung ihres Marihuanas genau in den Blick nehmen. Denn für die meisten der professionell (hoch)gezüchteten Sorten werden Düngemittel eingesetzt, die tierische Inhaltsstoffe enthalten – und das zum Teil auch dann, wenn es sich um organischen Dünger handelt. Denn der wird oft aus Knochenmehl oder Fischpulver gewonnen.
Wer hier auf Nummer sicher gehen will, muss Cannabis für den Eigenverbrauch selber „veganic“ anbauen, also Vegan und Organisch verbinden. Doch auch dabei kommt man kaum um die Beigabe zusätzlicher Nährstoffe herum. Am besten dafür geeignet: der gute, alte Kompost. Ole Schulz
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