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Archiv-Artikel

Lesen lernen mit Harry

Nach der Pisa-Pleite will die Bremer Freiwilligen-Agentur Grundschülern ehrenamtlich Lese-Hilfe geben: Die Kids sollen das Vorlesen üben

Von mnz

Bremen taz ■ Mit einem neuen Projekt will „Zeitweise“, die Freiwilligen-Agentur Bremen (FAB), Grundschulkindern helfen, Lesen zu üben und Texte besser zu erfassen. In der „Lesezeit“ gehen ehrenamtliche HelferInnen ein- bis zweimal in der Woche in Bremer Schulen und lassen sich von einzelnen Kindern vorlesen. „Wir erklären die Bedeutung von Wörtern und helfen bei der Artikulation“, so der Sprecher der Freiwilligen-Gruppe, Jochen Grünwaldt.

Das Projekt will die Initiative „Leselust“ der Bremer Bildungspolitikerin Ulrike Hövelmann (SPD) ergänzen, bei dem prominente Lesebotschafter Bremer SchülerInnen, aber auch Kids aus dem Kindergarten vorlesen. Zugleich verstehe sich die Lesezeit als „BürgerInnen-Engagement gegen die Pisa-Pleite Bremens“, sagte Agentur-Leiter Heinz Janning.

In einer Probephase ist die Initiative bereits in vier Grundschulen abgehalten worden. „Mit gutem Erfolg“, wie Janning betont. Welche Schulen kooperieren, will Janning nicht verraten. Vertreten sind bislang die Stadtteile Hastedt, Steintor, Tenever und Peterswerder, weitere sollen folgen, so Janning.

Im Oktober nimmt die Initiative offiziell ihre Arbeit auf, zuvor müssen aber mindestens zehn weitere LesepartnerInnen gefunden werden. Diese werden im August und September geschult und von Pädagogik-Professor Rudolf Kretschmann von der Universität Bremen sowie einer Grundschullehrerin auf ihre Aufgabe vorbereitet. Alle sechs Wochen ist eine Supervision für die LesepartnerInnen geplant.

Welche Texte auf dem Programm stehen, entscheiden die Kinder selbst. Bei Grünwaldt besonders gefragt war bislang Harry Potter, jeweils zwei SchülerInnen bat er zum Vorlesen in die Schulbibliothek: Einer trägt die Geschichte vor, der andere soll sie verstehen und anschließend Fragen des Lesepartners beantworten.

Dabei will sich die Lesezeit keineswegs nur auf den Deutschunterricht beschränken. Bei Karin Henke beispielsweise, die ebenfalls an dem Pilotprojekt teilnahm, standen auch Textaufgaben aus der Mathematik auf dem Programm.

Zwar wissen bislang alle ProjektteilnehmerInnen nur positives aus ihren Schulen zu berichten, dennoch rechnet Janning nicht mit einhelliger Zustimmung unter der Lehrerschaft: „Einige empfinden das als Bedrohung oder Konkurrenz für das eigene Personal.“ Auch Karin Henke wurde anfangs mit einer „gewissen Zurückhaltung“ aufgenommen. Man wolle jedoch „niemanden in den Rücken fallen“, so Janning, verkappte Lehrer unter den Ehrenämtlern würden „rechtzeitig rausgespült“, verspricht er.

Der FAB-Projektleiter verweist auf die Erfahrungen aus England, wo zum Teil mehrere hundert ehrenamtliche Helfer in den Schulen engagiert seien: In den englischen Schulen, sagt Janning, „ist das ganz normal.“ mnz

Für alle InteressentInnen gibt es am 28. Juli um 18 Uhr in den Räumen der FAB am Dammweg 18-20 einen Info-Abend.