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Paris erschrickt über Messerangriff

Nahe dem früheren „Charlie Hebdo“-Büro werden zwei Menschen verletzt, zwei mutmaßliche Täter festgenommen

Aus Paris Rudolf Balmer

Kurz vor Mittag sind am Freitag unweit der ehemaligen Redaktion der französischen Satirezeitung Charlie Hebdo an der Rue Nicolas Appert im 11. Stadtbezirk von Paris mehrere Menschen von einem Mann mit einem Hackmesser attackiert worden. Mindestens zwei von ihnen sind dabei schwer verletzt worden. Laut Informationen der Polizei befinden sie sich aber nicht in Lebensgefahr.

Es handelt sich um Beschäftigte der Medienproduktionsgesellschaft „Premières lignes“, deren Arbeitsräume sich in dem Gebäude befinden, in dem am 7. Januar 2015 die Brüder Kouachi einen mörderischen Terrorangriff auf die Redaktion von Charlie Hebdo verübt hatten. Seit drei Wochen läuft in Paris der Prozess gegen ihre mutmaßlichen Helfer. Diese Koinzidenzen lassen unweigerlich die Vermutung aufkommen, dass zwischen der Messerattacke und dem Charlie-Hebdo-Prozess ein Zusammenhang bestehen könnte.

Schon kurze Zeit nach dem blutigen Angriff konnte laut Angaben einer Polizeigewerkschaft beim Bastille-Platz ein Tatverdächtiger festgenommen werden. Der Mann soll wegen seiner blutbefleckten Kleidung die Aufmerksamkeit der Polizei auf sich gezogen haben.

Etwas später wurde laut der Polizei bei der Metrostation „Richard Lenoir“ ein zweiter Verdächtiger festgenommen. Zudem wurde als vermutliche Tatwaffe eine Art Fleischerbeil sichergestellt. Zur Identität der beiden Festgenommen wurden vorerst keine Angaben geliefert. Die Tatsache, dass die für Terrorismus zuständige Staatsanwaltschaft mit der Untersuchung beauftragt wurde, ist ein klarer Hinweis darauf, dass die Justizbehörden von einem Attentat mit terroristischen Motiven ausgehen.

Mehrere Zeugen haben anscheinend den Vorfall mit ihrem Telefon gefilmt. Zudem erhielten die Ermittler wertvolle Informationen dank der Videoüberwachung in diesem Quartier, das sofort abgeriegelt worden war.

Im Fernsehen war zu sehen, dass dabei auch schwerbewaffnete Soldaten zum Einsatz kamen. Rund um den Tatort wurden alle Schulen veranlasst, sich sicherheitshalber bis auf Weiteres hinter verriegelten Toren zu verschanzen. Denn es war auch noch von einem „verdächtigen Objekt“ an der Rue Nicolas Appert die Rede, Die Befürchtung, dass es eine Bombe sein könnte, konnte mit einer Untersuchung durch Sprengstoffexperten rasch zerstreut werden.

Keine Zweifel an einem Zusammenhang mit dem islamistischen Terror hat Marika Bret, die Personalchefin von Charlie Hebdo. Sie hat zu der Attacke erklärt: „Das ist ein regelrechter Tiefschlag. Ich habe nur ein Wort dazu: Horror!“ Im Vorfeld der Gerichtsverhandlung gegen 14 mutmaßliche Helfer und Helfershelfer der Terroristen von 2015, die beim Schusswechsel mit der Polizei damals getötet wurden, ist sie selber kürzlich als Mitarbeiterin von Charlie Hebdo in so gravierender Weise bedroht worden, dass sie ihre Wohnung verlassen und umziehen musste.

Zum Prozessbeginn hatte die Wochenzeitung die Mohammed-Karikaturen wieder auf der Titelseite abgedruckt, die als angebliche Provokation Anlass der Bedrohung und Angriffe waren. Rund 100 Medienredaktionen veröffentlichten vor wenigen Tagen einen gemeinsamen Appell zur Verteidigung der von Fanatikern bedrohten Pressefreiheit.

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