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Als die Kultur von unten kam

Das Bremer Kulturzentrum Schlachthof hat einen langen Weg zurückgelegt: von den frühen Kämpfen der Hip-Hop-Szene und spontanen Konzerten von Roma-Musikern bis hin zum Status eines etablierten Kulturbetriebs. Eine Würdigung von einem Insider – und ein Seitenblick auf die Fabrik in Altona 43–45

Von Ralf Lorenzen

Die geplanten Partys zum 40sten Geburtstag der beiden Bremer Kulturzentren Schlachthof und Lagerhaus fallen aus – wie so vieles andere im weltweiten Kulturleben. Da tröstet es kaum, dass all die Zentren, die sich einst landauf, landab in leer stehenden ­Fabriken, Zechen, Schlacht- und Lagerhäusern einrichteten, um die Kultur von ihrem elitären Mief zu befreien, eine Erfolgsgeschichte hinter sich haben.

Was sie Soziokultur nannten, ist längst zum Mainstream geworden. Während Philharmonien und Stadttheater in benachteiligte Stadtteile gehen, treten in ihren eigenen mühsam instandgesetzten Hallen gern auch Kammerorchester und Bestseller-Autoren auf. Wo bleibt da ihr unverwechselbares Profil? Sind sie noch unterscheidbar oder werden sie selbst schon als Teil der Eliten wahrgenommen, denen sie den Kulturbegriff einst entreißen wollten? Was fangen junge Leute mit diesem kulturellen Erbe an?

Die Zeit der großen Gegenentwürfe ist vorbei. Heute geht es um den gesellschaftlichen Zusammenhalt und Krisenmanagement, nicht um Widerspruch und Aufbruch. Doch da, wo es ums Zusammenrücken geht, schlägt der Abstandszwang besonders hart zu. Zum Glück ist eine der am höchsten entwickelten Künste der Kulturzentren die der Improvisation.

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