das wetter:
Schattenfreundin
Eine Frau betrat das Spielfeld. Das Spielfeld bestand aus lauter Bäumen, die allerdings von niemand gesehen werden konnten. Die Frau, eine Freundin des Schattens, und das sogar gänzlich jahreszeitenunabhängig, wurde schnell Gegenstand allgemeiner Irritation. Vermutlich weil sie so perfekt ins Bild passte – eine Unsichtbare unter Unsichtbaren im baumlosen Wald, oder, um es gleich zu sagen: eine Schattenfreundin im Waldstadion. Ihre narzisstische Subjektivität, ebenso Gegenstand so mancher privatimer Forschung, hinderte sie nicht daran, ein paar Zeilen ins plastikverpackte Stadionsprechermikrofon zu säuseln. „Du hast meinen Wald entzündet und brennen lassen!“ Es klang fast wie Gesang. Die anderen Unsichtbaren streckten die Äste weit von sich und warfen applaudierend mit abgelaufenen Blättern. Der Herbst gab Probeentwarnung.
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