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Pop gegen Kapek

Nur bei den Grünen gibt es einen echten Wettbewerb um die Spitzenkandidatur bei der Wahl 2021. Ein Sechser-Klub soll die Entscheidung vor dem Parteitag klären

Antje Kapek, derzeit Grünen-Frak­tionschefin Foto: picture alliance

Von Stefan Alberti

Es dürfte gerade der exklusivste Klub Berlins sein. Sechs Mitglieder, dann ist die Tür zu. Was das Treffen so attraktiv macht: Diese Sechs entscheiden, inoffiziell zumindest, darüber, wer grüne Spitzkandidatin bei der Abgeordnetenhauswahl wird und dadurch große Chancen hat, Berlins erste Regierende Bürgermeisterin zu werden – als die SPD-Politikerin Louise Schroeder Stadtoberhaupt war, hieß das noch Oberbürgermeisterin.

„Spitzenkandidatin“, weil in diesem Klub feststeht, dass eine Frau die Grünen in den Wahlkampf führen soll. Offen ist aber, ob diese Frau Fraktions­chefin Antje Kapek sein soll oder erneut Wirtschaftssenatorin Ramona Pop, die bereits bei der Wahl 2016 an der Spitze der Grünen-Kandidatenliste stand.

Der exklusive Sechser-Klub hat dabei vor allem einen Zweck: die Sache im Vorfeld des Grünen-Parteitags am 28. November zu klären und zu verhindern, dass es dort zu einem Duell kommt, das die Partei spalten statt auf den Wahlkampf einschwören könnte. Versteinerte Mienen der Unterlegenen und ihrer Anhängerschaft sind nicht die Bilder, die nach Willen der führenden Grünen von dem Parteitag ausgehen sollen.

Mitglieder des Auswahl-Klubs sind neben den beiden Kandidatinnen selbst – die offiziell noch gar keine Ansprüche erhoben haben – die Landesparteichefs Nina Stahr und Werner Graf sowie Kapeks Co-Fraktionsvorsitzende Silke Gebel und der parlamentarische Geschäftsführer der Abgeordnetenhausfraktion und frühere langjährige Parteichef, Daniel Wesener. Und bislang halten in diesem Klub auch alle dicht, die Kandidatinnen eingeschlossen.

Pop ist die Reala, Kapek dem linken Parteiflügel zuzuordnen

Beide möglichen Spitzenkandidatinnen sind etwa gleich alt – Kapek wird im September 44, Pop im Oktober 43 –, beide haben ihr ganzes politisches Leben in Berlin verbracht. Für Kapek begann das als Kind: Auch ihr Vater Frank war Mitglied des Abgeordnetenhauses. Pop wechselte im Studium nach Berlin, war Bundesvorsitzende der Grünen Jugend und Teil eines Förderprogramms. Ihre Mentorin dabei: die damalige Bundesministerin Renate Künast, 2011 selbst grüne Nummer 1 bei der Abgeordnetenhauswahl.

Pop ist die Reala, Kapek ist als Kreuzbergerin dem linken Parteiflügel zuzuordnen. Pop musste im Dezember einen Tiefschlag verdauen, als ein Grünen-Parteitag die von ihr unterstützte Bewerbung für die große Auto-Schau IAA ablehnte – hat aber als Senatorin in der Coronakrise mehr Medienpräsenz denn je.

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