heute mal nicht in bremen: „Es bräuchte eine Art Neustartbonus“
Thorsten Meyer, 43, ist Geschäftsführer eines Veranstaltungstechnik-Dienstleisters und hat die „Alarmstufe Rot“-Demos mitorganisiert.
Interview Lotta Drügemöller
taz: Herr Meyer, fünf Wochen lang hat die Veranstaltungsbranche in Bremen immer mittwochs demonstriert. Heute nicht – was ist los?
Thorsten Meyer: Diesen Mittwoch protestieren wir in Berlin, gemeinsam mit Veranstaltern aus ganz Deutschland. Um 5.30 Uhr fährt ein Bus aus Bremen los, darin sitzt alles, was in Bremens Veranstaltungsbranche Rang und Namen hat. Die Speckflagge haben wir auch dabei. Wir müssen jetzt in Berlin einen Dialog einfordern.
Hat das in Bremen nicht funktioniert?
Eigentlich war der Weg umgekehrt: Weil die Veranstaltungsbranche auf Bundesebene nicht gehört wurde, sind wir erst mal alle auf Landesebene gegangen. Wir hoffen, dass von dort dann der Druck auf Berlin erhöht wird. Gehört hat man uns hier in Bremen definitiv. Wir sind dabei, mit der Politik Gespräche zu suchen, haben aber noch keinen Termin.
Das klingt noch sehr unkonkret ...
Es gab in Bremen Ende Mai schon mal ein Experten-Hearing mit der Wirtschaftssenatorin für die Veranstaltungsbranche. Damals wurden ganz klare Lösungsideen entwickelt – eine Idee war zum Beispiel, eine gemeinsame Spielfläche für Veranstalter zu schaffen oder Ausweichflächen für Clubbetreiber. Solche Projekte wären zwar ein Anfang, müssten dann aber auch mal umgesetzt und genehmigt werden. Trotzdem: Wir haben es in Bremen noch einigermaßen gut. Das eigentliche Problem ist die Konjunkturpolitik der Bundesregierung.
Was läuft da falsch aus Ihrer Sicht?
Demo „Alarmstufe Rot“ der Veranstaltungsbranche aus Bremen und anderen Landeshauptstädten in Berlin, ab 12.05 Uhr
Geld ist noch da, aber es kann nicht abgerufen werden. Auf viele Ausgaben – etwa für Leasing-Raten, die wir oft haben – passt die Konstruktion einfach nicht. Das muss endlich angepasst werden. Oder was anderes: Wenn wir Veranstaltungen planen, müssen wir die Mitarbeiter aus der Kurzarbeit zurückholen und ihnen Lohn bezahlen. Aber wenn die Events dann später ausfallen, kommt das Geld nicht wieder rein. Es bräuchte eine Art Neustartbonus.
Aktuell finden Veranstaltungen oft draußen statt. Haben Sie Angst vor dem Winter?
Ja, das haben wir alle; die Gastronomie zählt da sicher auch noch dazu. Die Gäste sind so verunsichert, wenn etwas drinnen stattfindet. Wir müssen auf jeden Fall das Vertrauen der Menschen bekommen: Kontrollierte Veranstaltungen sind sicherer als private Feiern zu Hause. Wir sind die Fachleute – das müssen wir den Menschen begreiflich machen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen